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Das Clarabollwerk
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Claraplatz / Claragraben lageplan

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Schutz des Teicheinlasses

Zur Zeit des zweiten Kappelerkrieges kämpften im Zuge der frühen Religionskriege die reformierten und die katholischen Stände der Eidgenossenschaft auf dem Schlachtfeld miteinander. Es ist kaum Zufall, dass die reformierte Stadt Basel in jenen unsicheren Zeiten einen Wehrbau in Kleinbasel errichten liess. Er diente zum Schutz der lebenswichtigen Wasserversorgung.

Seit dem Mittelalter floss der Riehenteich bei einem Wassertor neben dem Kloster St.Clara durch die Kleinbasler Stadtmauer in die Stadt hinein. Um den Teicheinlass besser verteidigen zu können, wurde 1531 direkt hinter der ehemaligen Klosterkirche St.Clara ein hufeisenförmiger Schutzwall für Kanonen errichtet. Man gab ihm den Namen des benachbarten Gotteshauses: Clarabollwerk.

das clarabollwerk auf einem stich um 1640

Das Bollwerk bei St.Clara um 1640. Man erkennt die gesenkte Stadtmauer vor ihm. Vorne am Claragraben eine zusätzliche Schanze des 17. Jahrhunderts | Stich von Matthäus Merian

Zum Bau des Clarabollwerks (und des Wasenbollwerks in Grossbasel) wurde Hauptmann Kaltschmidlin aus Strassbourg beigezogen, der mit Fachleuten nach Basel kam. An beiden Werken arbeiteten täglich 200 Leute (oftmals Arbeitslose). Das Clarabollwerk erhielt eine Ummantelung mit Steinquadern, während das Wasen-Bollwerk eine reine Erdschanze aus Aufschüttungen war.

Von der mittelalterlichen Stadtmauer unterschied sich das Bollwerk dadurch dass es mit seinem mächtigen Wall dazu ausgelegt war, dem Beschuss durch damals moderne Artillerie zu widerstehen. Die Krone der gemauerten Ummantelung des Walls war mit Schiessscharten versehen, aus denen Geschütze auf dem Bollwerk das Umfeld des Teicheinlasses unter Beschuss nehmen konnten.

Um das Schussfeld frei zu halten, hatte man eigens die mittelalterliche Stadtmauer vor dem Bollwerk von den Zinnen befreit und niedriger gemacht. Hier beginnt allerdings das Rätsel welches die Lage der Schanze umgibt. Üblicherweise hätte eine solche Schanze aus der Flucht der Stadtmauer herausragen sollen, um ein weites Feld übersehen und unter Feuer nehmen zu können.

Planungsfehler bei der Lage

Kurioserweise wurde das Clarabollwerk hinter der Stadtmauer gebaut. Damit schränkte bereits die Lage seine Wirksamkeit ein. Von der Schanze aus konnte zwar das entferntere Umfeld des Teicheinlasses eingesehen und beschossen werden. Aber die nähere Umgebung lag wegen der Stadtmauer im toten Winkel. Das Ganze macht den Eindruck eines schweren Planungsfehlers.

Dem Festungsbau blieb die Bewährung im Ernstfall erspart. Doch schlimmer als feindliche Kanonenkugeln nagte der Zahn der Zeit an ihm. Mehrfach wurden in späteren Zeiten Klagen über wachsende Baufälligkeit laut. 1804 mussten sogar marode Partien abgerissen werden. 1814 nutzten Preussische Truppen das Bollwerk als Depot für 28 erbeutete Kanonen der französischen Armee.

Abriss für eine Strasse

Als die Stadt im 19. Jahrhundert über ihre mittelalterlichen Mauern hinauswuchs, und das Projekt eines ersten Badischen Bahnhofs am heutigen Riehenring konkret wurde, war die Schanze ein Hindernis. Für den Bau der Clarastrasse, die den Claraplatz mit dem Bahnhof verbinden sollte, wurde das Clarabollwerk 1854 abgetragen. Dabei fiel eine grosse Menge Abbruchmaterials an.

Das viele Erdreich aus dem Bollwerk genügte nicht nur um den Stadtgraben für die neue Clarastrasse zu überbrücken. Man konnte damit auch den ganzen Graben bis zum Riehentor auffüllen. Bis zum Abriss der Stadtmauer einige Jahre später, wurde die für die Strasse entstandene Mauerlücke sicherheitshalber mit einer polizeilich bewachten Barriere und einem Gatter versehen.


Zusammenfassung

Das Clarabollwerk entstand 1531 in der Zeit der Religionskriege um das Wassertor des Riehenteiches beim Clarissenkloster zu schützen. Zu seinem Bau wurde der Chor der Kirche St.Clara abgerissen. Die hufeisenförmige Erdschanze mit Mauermantel entstand direkt hinter dem Gotteshaus. Sie war breiter als der heutige Claraplatz und sollte als Geschützstellung dienen.

Eigenartigerweise wurde das Bollwerk hinter der Stadtmauer errichtet, und nicht aus ihr hervorragend. Dadurch war ihre Wirkung im Nahbereich des Teichenlasses von Beginn an eingeschränkt. Die schlecht unterhaltene Schanze wurde im Laufe der Zeit baufällig. Schliesslich stand das Clarabollwerk 1854 dem Bau der Strasse zum Badischen Bahnhof im Weg und wurde abgerissen.


Beitrag erstellt 29.05.18 / Ergänzt 22.06.2018

Quellen:

Casimir Hermann Baer, "Kirche und Kloster zu St.Clara", in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Birkhäuser Verlag, Basel, 1941, Seite 295

Emil Blum / Theophil Nüesch, Basel Einst und Jetzt, Eine kulturhistorische Heimatkunde (Textband), Verlag Hermann Krüsi, Basel, 1913, Seiten 115 und 142

Albert Burckhardt-Finsler, "Basels bauliche Entwicklung im 19. Jahrhundert - II. 1850-1860", in Basler Jahrbuch 1903, herausgegeben von Albert Burckhardt, Rudolf Wackernagel und Albert Gessler, Verlag von R. Reich, Basel, 1903, Seiten 225 bis 226

Sabine Braunschweig / Mertin Meier, "Der Aufbruch ins Industriezeitalter", in Leben in Kleinbasel 1392, 1892, 1992, Christoph Merian Verlag, Basel, 1992, ISBN 3-85616-051-5, Seite 54

Christian Adolf Müller, Die Stadtbefestigung von Basel, Teil 2, 134. Neujahrsblatt der GGG, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, Kommissionsverlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1956, Seite 68

Christian Adolf Müller, Die Stadtbefestigung von Basel, Teil 1, 133. Neujahrsblatt der GGG, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, Kommissionsverlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1955, Seite 45 bis 46

engel

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