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Rosentalfriedhof (aktueller Bezug: Ausgrabungen beim Messeturm)
© by altbasel.ch

Auf dem Areal hinter dem Messeturm wird aktuell ein Wohngebäude mit Gewerbe- und Büräumen gebaut. Gemäss einer Medienmitteilung des Präsidialdepartements vom 22. September 2016, sind dort im Rahmen von Aushubarbeiten Reste des ehemaligen Friedhofs St.Theodor im Rosental gefunden worden. Der Gottesacker wurde 1832/33 auf offenem Feld vor den Mauern Kleinbasels angelegt.

Der Gottesacker mass ursprünglich rund 90 mal 90 Meter, und wurde am 1. Mai 1833 feierlich eingeweiht. Immer mehr Bestattungen machten in den 1840er und 1850er Jahren Erweiterungen notwendig. Dennoch war der Friedhof 1883 praktisch vollständig belegt, und die hygienischen Zustände waren unhaltbar geworden. Im Jahr 1890 wurde der Horburggottesacker eröffnet.

Dank des neuen Friedhofs konnte der Rosentalgottesacker auf den 31. August 1890 schliessen. Das Quartier veränderte sich, und mit ihm der alte Friedhof. 1900/02 entstand auf ihm das Rosentalschulhaus, an dessen Stelle viel später das Parkhaus der Mustermesse erbaut wurde. Heute zeugt nur die Abdankungskapelle von Melchior Berri (1801-1854) in der Rosentalanlage vom einstigen Friedhof.

Reste des 1914 geräumten Friedhofs traten aber immer wieder bei Bauarbeiten an den Tag. Beim Bau der Rosentalhäuser auf dem alten Friedhofsareal, fand man zahlreiche Bestattungen. Die ausgegrabenen Gebeine wurden im Juli 1946 in einem Sammelgrab auf dem Zentralfriedhof am Hörnli beigesetzt. Beim Bau des benachbarten Messeturms 2001, stiess man auf weitere Gräber und Gebeine.

sammelgrab von 1946 auf dem hoernli

Das 1946 angelegt Sammelgrab auf dem Hörnli, für die beim Bau der Rosentalhäuser auf dem ehemaligen Friedhofsareal entdeckten sterblichen Überreste. Die aktuellen Funde stammen aus deren unmittelbarer Nachbarschaft.

Die nun im September 2016 entdeckten Bestattungen wurden offenbar primär in jenem Teil des Areals gemacht, in dem keine Unterkellerungen und Fundamente der Rosentalhäuser die alten Gräber bereits verdrängt hatten. Um die abgerissene Wohnliegenschaft gab es zwei unberührte Grünflächen, die nun auch dem Neubau weichen mussten. In diesem Bereich wurden die Bestattungen entdeckt.

Das Gelände umfasst ein Gelände, das gemäss eines alten Planes die Nordostecke des Gottesasackerareals war, konkreter dessen "Abteilung I". Hier wurden sowohl Teile der Friedhofsmauer als auch Gruften entdeckt. Solchen Lagen wurden oft genutzt, um die Gruft mit einer dekorative Grabtafel an der Mauer zu ergänzen. Ein Gehweg trennte diese Mauergräber von den anderen Reihengräbern.

Die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt hat eine Rettungsgrabung durchgeführt, um die Funde zu dokumentieren und die Gebeine für weitere Untersuchungen zu sichern. Freigelegt wurden, nebst einem Teil der nordwestlichen Friedhofsmauer, mehrere gemauerte Gruften (wie sie damals eher wohlhabenden Verstorbenen vorbehalten worden) so wie auch schlichte Reihengräber.

Zum Zeitpunkt der Medienmitteilung waren bereits über hundert Skelette geborgen worden, und es waren 24 Gräber von Kindern und 22 von Erwachsenen freigelegt. In einzelnen Gräbern lagen zwei oder gar drei Beigesetzte übereinander. Im Gegensatz zu den Gebeinen von 1946, werden die nun gefundenen Skelette tiefgehenden wissenschaftlichen Untersuchungen unterzogen.

Die Knochen eines Skeletts bergen Informationen, die mit den heutigen Möglichkeiten der Untersuchungen viele Informationen über das Leben der Verstorbenen offenbaren; zum Beispiel zur Ernährung, zu Krankheiten oder körperlichen Belastungen. Die aktuellen Funde werden es daher ermöglichen, einen vertieften Einblick in das Leben der Kleinbasler Bevölkerung jener Tage zu erhalten.

Hilfreich sind hierbei alte Verzeichnisse der Gräber und Sterberegister. Zusammen mit Erkenntnissen aktueller Untersuchungen, könnten deren Informationen dazu beitragen, einen Teil der geborgenen Skelette zu identifizieren. Somit würden diese lange Verschwundenen ihre Namen zurückerhalten, und dank der Wissenschaft auch wieder zu Menschen mit einer Lebensgeschichte werden.

ausgrabungen zum rosentalfriedhof hinter dem messeturm

Die Ausgrabungsstätte am 23.September 2016. Rot markiert: Fragment der nordwestlichen Friedhofsmauer. Blau: Grundmauernreste der abgerissenen Rosentalhäuser. Orange: Ausrichtung der Gräber (schematisch)



Interner Querverweis zum Rosentalfriedhof:

>> Der Gottesacker St.Theodor im Rosental




Beitrag erstellt 26.09.16

Quellen:

Casimir Hermann Baer, "Die Basler Gottesäcker", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Birkhäuser Verlag, Basel, 1941, Seiten 34 und 35

Christian Bing / Kaspar Richner, "2001/14 Rosentalstrasse (A)", in "10.2. Ausgrabungen und Funde im Jahre 2001", in "10. Fundchronik 2001" publiziert in Jahresbericht 2001 der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, herausgegeben von der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, Basel, 2003, ISBN 3-905098-35-0, ISSN 1424-4535, Seite 69, Spalte 1

Othmar Birkner, "Friedhof - Bestattungspark - Volksgarten", publiziert in Gärten in Basel, herausgegeben von der Öffentliche Basler Denkmalpflege, Basel, 1980, ISBN 3-85556, Seite 44

Dietrich Staehelin, "Die Gottesäcker der Gemeinde", publiziert in St.Theodor, aus der Geschichte einer Basler Kirchgemeinde, Basler Schriften, Band 30, Pharos Verlag Hansrudolf Schwabe AG, Basel, 1991, ISBN 3-7230-0225-0, Seiten 38 bis 41

Medienmitteilung "Archäologische Bodenforschung entdeckt Friedhof beim Messeturm" des Präsidialdepartements vom 22. September 2016, publiziert im Internet unter http://www.medienmitteilungen.bs.ch/showmm.htm?url=2016-09-22-pd-005

engel

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