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Der jüdische Friedhof zu Spalen
© by altbasel.ch

Petersgraben / Petersplatz / Vesalgässlein

Tram 3 - Universität oder Spalentor / Bus 34 - Universität

Erste Nennung im 13.Jahrhundert

Wie bei vielen unserer mittelalterlichen Begräbnisstätten, ist auch beim ersten jüdischen Friedhof in Basel nicht genau überliefert ,wann er angelegt wurde. Sein jähes Ende kann allerdings genau bestimmt werden, es kam im Zuge der Judenverfolgung von 1348/49. Der jüdische Friedhof wird erstmals 1264 in einer Verkaufsurkunde des Stiftes St.Peter erwähnt. Dass die Begräbnisstätte schon zuvor existierte bezeugen mehrere Grabsteine, deren ältester der Frau Hannah aus dem Jahr 1222 stammt. Er steht heute im Hof des Jüdischen Museums an der Kornhausgasse 8.

Der Friedhof lag direkt vor der alten Stadtmauer, zwischen dem Kloster Gnadental und dem Garten der Custodie St.Peter, heute das Areal auf dem Vesalianum und Kollegiengebäude der Universität stehen, zwischen Gewerbemuseum und Petersplatz. Im Anniversarienbuch das Basler Domstifts wird das Grundstück in einem Eintrag von 1334/35 mit dem vulgären Namen "Arsclaf" bezeichnet. Hier setzte die erste jüdische Gemeinde Basels ihre Toten bei.


Steine legen Zeugnis ab

Einige Namen sind uns dank Grabsteininschriften überliefert. Von einem gewaltsamen Tod berichtet etwa der Grabstein eines Rabbiners:

"Rabbi Jakob, Sohn des David, der getötet worden ist / Welcher gestorben ist in gutem Rufe / Am Tage des Sabbath und begraben wurde / Am ersten Wochentag, am ersten in Elul 90 nach der Rechnung / Seine Ruhe sei im Garten Eden bei / Dem Rest der Frommen der Welt /Amen Amen Amen / Selah"

Rabbi Jakob wurde am 19. August 1330 bestattet.

grabstein

Dieser wertvolle Zeuge der Geschichte ist im Hof des jüdischen Museums Basel zu sehen. Es handelt sich um den Grabstein der Sara, Tochter des Rabbi Israel, verstorben 6. Kislev 987, nach christlicher Zeitrechnung am 27.November 1226.
Die Toten begrub man vielfach in schlichten, sich am Fussende verjüngenden Holzsärgen, die Arme seitlich am Körper angelegt. Unter den Kopf legte man oftmals ein Säckchen Palästinaerde, symbolisch für eine Bestattung in solcher Erde. Es gab damals Reisende, beispielsweise Rabbiner, welche die Gemeinden in Europa besuchten. Diese brachten solche Palästinaerde aus der Heimat mit, um sie gegen Spenden den Gläubigen zu Bestattungezwecken zu überlassen. Die Basler Juden setzten ihre Verstorbenen in exakter östlicher Ausrichtung bei, jedoch nicht in Reihen. Der Friedhof war dicht belegt, die Toten ruhten in bis zu drei Bestattungsschichten übereinander, wovon die oberste und somit jüngste fast nur Kindergräber aufwies und rund 60 Zentimeter tief lag.


Verwüstet durch den Pöbel

Das Ungeheure brach im Vorfeld der grossen Pest von 1349 über die Basler Juden herein. Aufgeschreckt durch das Nahen der Seuche, und wahrscheinlich auch aufgehetzt durch bei den Juden verschuldeten Bürger, fiel das Volk über die jüdische Gemeinde her. Viele verliessen eiligst die Stadt. Von jenen Juden die zu lange zögerten wurden zahlreiche am 16. Januar 1349 zusammengetrieben. Man pferchte sie in ein speziell errichtetes Holzhaus auf einer Rheininsel bei der Birsigmündung zusammen und verbrannte die Unglücklichen darin bei lebendigem Leibe.

Bereits einige Wochen vor dieser Schreckenstat, um Weihnachten 1348, war der Friedhof der jüdischen Gemeinde verwüstet worden. Gleichsam fiel der Pöbel so zunächst über die Toten her, bevor man sich an den Lebenden vergriff. Im folgenden Frühjahr, nach dem Mord an den Juden, machte man den Friedhof dem Erdboden gleich. Hunderte von Grabsteinen wurden fortgeschleppt und als Baumaterial wiederverwendet. Christian Wursteisen berichtet davon in seiner im Jahr 1580 publizierten Basler Chronik:

"Ihre Begräbnussen (Begräbnisplatz) zwischen Gnadenthal und St.Petersplatz, da jetzt der Werckhof (Wo später das alte Zeughaus stand) steht, wurden zerstöret, die auffgerichteten Grabstein mit den Hebraischen Epitaphien nachmalen zermetzet und die Maur des inneren Stattgrabens damit bedeckt, da sie dann noch vor Augen und die letsten wort solcher Grabinschriften an etlichen wol zu lesen seind".

Man hatte diese Grabsteine zurechthauen lassen, um sie in die alte Stadtmauer einzubauen, wo sie noch jahrhundertelang sichtbar waren.

petersgraben

Das Kollegiengebäude der Universität von 1937 am Petersgraben und dahinter das Vesalianum von 1885. Beim Bau beider Gebäude kamen im Boden unter dem ehemaligen Zeughausareal Gräber des ersten jüdischen Friedhofes von Basel zutage.
Auf dem Friedhofsgelände wurde 1438 das erste Zeughaus errichtet, welches nach dem Brand von 1775 durch einen Neubau ersetzt wurde. Schon beim Bau des Vesalianums 1884/85 wurden auf dem alten Friedhofsareal 25 Bestattungen freigelegt. Damals schätzte man die Grösse der Beisetzungsstätte auf etwa 10 mal 20 Meter. Als 1937 das Zeughaus für den Bau des neuen Kollegiengebäude der abriss, kamen weitere Gräber mit 150 Skeletten zutage, dazu 10 Grabsteine und 25 Grabsteinfragmente.

Eine Reihe der heute erhaltenen Grabsteine wurden auch als Bauelemente aus anderen Gebäuden geborgen, so fand man jenen des ermordeten Rabbi Jakob als Bodenplatte im Kreuzgang des Münsters. Bei Grabungen 1989, entlang den Fassaden des Kollegiengebäudes bis zum Stachelschützenhaus, fand man keine weiteren Spuren von Beisetzungen, so dass man heute vermuten darf, dass sich der Friedhof auf den Bereich des heutigen Kollegeingebäudes beschränkte.


Umbettung gefundener Gebeine 1937

An den ersten jüdischen Friedhof dessen Schicksal vom tragischen Untergang seiner Gemeinde berichtet, erinnert heute nur noch wenig. Die 1937 geborgenen Gebeine wurden am 13. Juli des selben Jahres auf dem israelitischen Friedhof in Anwesenheit des Basler Gemeiderabbiners Dr. Arthur Weil in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt. Die aufgefundenen Grabsteine, im Fundus des Historischen Museums oder im Hof des Jüdischen Museums, sind stumme Zeugen der dramatischen Ereignisse.



Querverweise:

>> Die Basler Juden im Mittelalter



Literatur:

Paul Koelner, Basler Friedhöfe, 1927, Verlag der National-Zeitung, Seiten 11 bis 12

Nadja Guth, Synagoge und Juden in Basel, 1988, Verlag Morascha Zürich, Seiten 20, 57

Katia Guth-Dreyfus, Neue Grabsteinfunde vom mittelalterlichen Judenfriedhof in Basel, Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Band 85, Seiten 330 bis 336

Jahresbericht 1989 der Archäologischen Bodenforschung BS, Fundchronik, Seite 12

Roland Bay, Der Judenfriedhof aus dem 13. und 14. Jahrhundert auf dem Areal des Kollegiengebäudes der Universität

Eugen A. Meier, Das verschwundene Basel, 1968 Pharos Verlag, Seite 133

Werner Meyer, Juden im mittelalterlichen Basel, Beitrag aus dem Buch Der erste Zionistenkongress von 1897, 1997, Karger Verlag, Seiten 176 bis 180

Casimir Hermann Baer, Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 3, 1941, Birkhäuser Verlag, Seite 36

Mit freundlicher Unterstützung durch das Jüdische Museum der Schweiz in Basel und durch Erik Petry vom Institut für jüdische Forschung am Heuberg in Basel

Emil Major, Bauten und Bilder aus Basels Kulturgeschichte, 1986, Verlag Peter Heman Basel, Seiten 41 und 53

Jüdische Rundschau Maccabi Nr.40, 1995

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