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Der Seidenhof am Blumenrain
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Blumenrain 34lageplan

Tram 11 - Universitätsspital / Bus 34,36 und 38 - Universitätsspital

Neben dem Tor an der Stadtmauer

Einst stand das stolze Haus am Blumenrain 34 direkt am Kreuztor, und seine westliche Fassade mag noch Teile der inneren Stadtmauer bergen, von der heute der Petersgraben bezeugt dass hier früher ihr Stadtgraben verlief. Das Kreuztor erhielt später den Namen St.Johann-Schwibbogen, während das Haus seit 1596 auch als der "Seidenhof" bekannt ist. Die erste Erwähnung des Hauses 1363 nennt einen Johann von Wallbach als Besitzer.

Sein Vater hatte ihm als Tuchhändler ein beträchtliches Vermögen hinterlassen. Dieses nutzte Johann klug, um österreichischen Adligen, die kein glückliches Händchen in Finanzfragen hatten, dann und wann auszuhelfen. Daraus gingen nützliche Beziehungen hervor, und Johann von Wallbach, dessen Familienname zeitweise auf das Haus überging, gelangte in den Besitz lukrativer Pfandschaften. Das Haus trug in seiner Geschichte mehrere Namen.
ansicht blumenrain

Blick vom Blumenrain auf den Seidenhof. Der St.Johann-Schwibbogen ist mit einer Rotfläche und einem Teil eines alten Aquarells im Bereich des Torbogens angedeutet. Dies zeigt wie unmittelbar der Seidenhof an der Mauer stand.
Im Laufe der Zeit nannte man es "zum Wallbach", "zum alten Österreich", "zum Marbach" oder auch "zur Löwenpurs". Der zweitgenannte Name mag seinen Ursprung in einer nicht belegbaren Geschichte haben, die da besagt dass Rudolf von Habsburg (1218-1291), ab 1273 deutscher König, diese Liegenschaft als sein Basler Anwesen genutzt habe. Im Seidenhof befindet sich eine Königsstatue die aus der zweiten Hälfte des 14.Jh stammen dürfte.


Das Studentenheim von Johannes Textor

Diese Skulptur soll der Überlieferung nach Rudolf von Habsburg darstellen. Jedenfalls zeigt der Sockel das Jahr seines Amtsantritts als König. Da das Werk jedoch lange nach dem Tod des Monarchen entstand, handelt es sich kaum ein authentisches Abbild. Im Dezember 1489 begann für das Haus die Zeit als Studentenheim. Damals verkaufte Gredanna Rich von Richenstein als letzte Rotbergerin den Hof Wallbach an Johannes Textor von Mörnach.

Er eröffnete hier eine Burse die als "Löwenburs" (bursa leonis) unter den Studierenden bekannt war. Diese Studentenunterkunft wurde schliesslich an die Augustinergasse verlegt und die Nachkommen von Johannes Textor verkauften das Haus 1544 an den Ratsschreiber Heinrich Falkner. Im letzten Viertel des 16.Jh bekam das Haus dann den Namen den es heute noch trägt - Seidenhof. Die Brüder Claudio und Cornelio Pellizari kamen aus der Lombardei.

Sie flohen zur Zeit der Gegenreformation aus ihrer Heimat nach Basel, wo sie die Liegenschaft am Blumenrain erwarben. Hier gingen sie mit Erfolg dem Handel mit Seidengarn und Rohseide nach, wobei das Haus auch als Lager diente. Die Gebrüder hatten grosse Pläne bei denen eine veritable Industrie mit Monopolstellung hätte entstehen sollen. Der Unwille der Zünfte vereitelte das Vorhaben, und die Brüder Pellizari veräusserten das Haus.


Der Hausname Seidenhof erscheint

Nunmehr Seidenhof genannt, kam die Liegenschaft 1596 in den Besitz von Christoph d'Annone. 1602 kam es durch eine Erbschaft in die Hand der Familie Zenoin. Der alte Seidenhof des frühen 17.Jh hatte einen markanten Haupttrakt der sowohl zum Rhein hin als auch an seiner Fassade zum Blumenrain gotische Treppengiebel aufwies. Die Fassade am Rhein stieg direkt aus dem Fluten auf. Ebenfalls aus der Zeit der Gotik stammt die Treppenspindel im Hof.

rheinseite

Die rheinseitige Partie des Seidenhofs mit den beiden Erkern. Aus der Eckpartie um den einen Erker herum sprechen noch immer die gotischen Wurzeln des Hauses, vor dem Umbau im 18.Jh.
Mit ihrem kleinen Spitzdach vermag die Treppe auch beim heutigen Seidenhof noch einen Akzent zu setzen, obwohl die Treppengiebel längst verschwunden sind. Für 1617 ist belegt, dass das Haus von Frau Ursula Burckhardt erworben wurde und auch wieder den Namen "Wallbach" trug. Ab 1667 befand sich die Liegenschaft dann in den Händen von Dr.Jur.Niklaus Passavant. Im 18.Jh erhielt der Seidenhof jenes Aussehen das er weitgehend heute noch hat.


Der Umbau im 18.Jahrhundert

Dies verdankt er zwei Besitzern jener Tage. Zum einen war das der Kaufmann Hans Niklaus Herff, der seiner Weltanschauung wegen aus dem katholischen Strassburg nach Basel geflohen war. Er hatte im September 1700 das Haus erworben, welches er umbauen und restaurieren liess. Bei der Modernisierung mussten die gotischen Elemente des Baus weichen. Darüber hinaus erhielt die Liegenschaft in diesen Jahren dauerhaft den Namen Seidenhof.

Die Partie am einstige Stadtgraben entlang erhielt im Inneren eine durchgehende Zimmerflucht während aussen eine vorgeblendete Fassade entstand. Auch am Blumenrain wurde diese Verkleidung der Fassade durchgeführt. Die Dächer waren kaum von den Neuerungen berührt, die mittelalterlichen Dachstühle wurden beibehalten. Allerdings blieb nur am Blumenrain, wo das Haus direkt an das frühere Stadttor anstiess, ein gotischer Treppengiebel erhalten.

Der Seidenhof hatte nun zum Rhein und zum Blumenrain je einen Eckerker plus einen Erker an der Rheinfassade, was in Basel bei Bürgerhäusern selten war. Die Treppenstufen beim Eingang am Blumenrain wurden erst im 19.Jh hinzugefügt, als die Strasse tiefergelegt wurde. 1764 erwarb der Handelsmann Johannes Faesch den Seidenhof um hier seinen in den Niederlanden erworbenen Wohlstand zu geniessen. 1775 ging das Haus dann an seinen Bruder über.


Der Zar von Russland im Seidenhof

Johann Jakob Faesch hatte in der niederländischen Armee gedient, wo er in der Kompanie seines Bruders Johannes Leutnant geworden war. Nach seiner Pensionierung war er als Kaufmann tätig und kehrte schliesslich nach Basel zurück. In Basel ehelichte er als Witwer 1771 Valeria Schweighauser und wurde im selben Jahr Sechser der Zunft zu Gartnern und neun Jahre später Ratsherr. Im Alter schien Faesch von Schwermut befallen.

portal und erker

Links der Erker des Seidenhofs am Blumenrain. Rechts das Portal und die geschnitzte Régence-Tür des Seidenhofs. Sichtbar sind auch die Treppenstufen aus dem 19.Jh, die nötig wurden als man die Strasse tieferlegte.
Am Vormittag des 3.August 1796, irgendwann zwischen 10 und 11 Uhr, begab sich der alte Kaufmann und Offizier an eines der rheinseitigen Fenster des Seidenhofs. Er öffnete es und sprang in den Fluss. Seine Leiche wurde knapp drei Wochen später bei Kembs aus dem Wasser gezogen. Zu Napoleons Tagen gehörte der Seidenhof Hans Franz Passavant, der ihm um 1809 erworben hatte. In der Liegenschaft war zum Jahreswechsel 1813/14 Zar Alexander zu Gast.

Der russische Herrscher liess während des alliierten Durchmarsches gegen Napoleon im Seidenhof mehrfach russisch-orthodoxe Messen abhalten lassen. Zu den Messen seien auch neugierige Basler Damen der gehobenen Gesellschaft gekommen, um das attraktive Mannsbild Alexander einmal leibhaftig sehen zu können. Man war sehr angetan vom Zaren, der seinerseits mit Grossfürst Konstantin, seinem Bruder, im nahen Segerhof am Blumenrain residierte.

Nach seiner Rückkehr aus dem Feldzug gegen Frankreich wählte der Zar am 8.Oktober 1815 den Seidenhof selbst als Bleibe während des Aufenthalts in Basel. Später ging das geschichtsträchtige Haus aus dem Besitz der Familie Passavant in die Hand der Familie Iselin über, welche die Liegenschaft bis ins 20.Jh behielt.

Literatur:

Gustav Adolf Wanner, Häuser Menschen Schicksale, Band 1, 1985, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-126-2, Seiten 84 bis 88

Das Bürgerhaus in der Schweiz, Band XXII - Kanton Basel-Stadt, 2.Teil, 1930, Orell Füssli Verlag, Seiten 53 bis 55 sowie 102 bis 107

F.A.Stocker, Basler Stadtbilder, 1890, H.Georg's Verlag, Seiten 61 bis 70

Eugen A.Meier, Verträumtes Basel, 1974, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-0730-7, Seite 47

E. Blum und Th. Nüesch, Basel Einst und Jetzt, Eine kulturhistorische Heimatkunde, 1913, Verlag Hermann Krüsi, Seite 103

Hanns U. Christen, Basel gestern und heute, 1986, Slatkine Verlag Genf, ISBN 2-05-100782-9, Seiten 36 bis 37

Dorothee Huber,Architekturführer Basel, 2.Auflage 1996, Herausgegeben vom Architekturmuseum in Basel, ISBN 3-905065-22-3, Seite 78

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