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Das Haus zur köstlichen Jungfrau
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Malzgasse 3

Tramstation Aeschenplatz

Es ist dem Stadtarzt Felix Platter zu verdanken, dass die Liegenschaft Malzgasse Nummer 3 (damals Nummer 10) in seiner Beschreibung der Stadt 1611 erstmals erscheint. Das Haus gehörte in jenen Tagen Hans Dornacher, wahrscheinlich der Hirte der Vorstadtgesellschaft zum hohen Dolder (damals auch nach ihrem Gesellschafthaus "zum Esel" genannt).

Der Hirte der Gesellschaft trieb jeweils Schafe, Vieh und Schweine der Bewohner auf die Weiden und beaufsichtigte sie. Hans Dornacher lebte ab 1621 als Pfründer im Spital, womit sein Haus an der Malzgasse an diese Institution überging. Zu einem Jahreszins von 12 Pfund vermietete das Spital das Haus dann an den Rebbauern Hieronymus Wilhelm.

malzgasse 3

Links, eingebettet zwischen die Häuser "zum Brigittator" und "zum Schnäggendanz", das Haus zur köstlichen Jungfrau mit seiner Partie aus Fachwerk. Rechts der Eingang mit dem Oberlichtgitter aus der Zeit von Paul Artaria mit der goldenen Meerjungfrau
Ein Mann mit Schulden

Ein Berufsgenosse und Namensvetter des letzteren, Hiernonymus Thürr, ist ab 1627 als Mieter für das Haus belegbar. Er hatte aber offenbar keine glücklichen Hand in Geldfragen, und musste die Liegenschaft schliesslich an Hans Heinrich Werenfels abtreten. Werenfels beglich in der Folge den auf dem Haus liegenden Zins des Spitals.

Meister Jakob Schuhmacher verkaufte 1686 die Liegenschaft an den Holzsetzer Jakob Degen, dem der Umgang mit Geld auch nicht gegeben war. Er schuldeten einem Schreiner 200 Pfund, ein Metzger liess ihn gar 1691 betreiben. Das Haus wurde, zusammen mit Reben und anderem Land und einem kleinen Haus auf dem Gellert, gerichtlich versteigert.

Der Schuhmacher Hans Jakob Roth brachte bei dieser Versteigerung das Haus in seinen Besitz, und behielt es bis er es 1710 an die Pfarrerstochter Sybilla Burckhardt weitergab. Die zweifach verwitwete Dame hatte Geldsorgen und war mehrfach verschuldet. Sie veräusserte das Haus zur köstlichen Jungfrau an den Schuhmacher Jakob Butsch.


Glasmaler Wannenwetsch

Butsch hatte sich das Haus nur dank eines Darlehens von 250 Pfund kaufen können, und scheint sich damit prompt übernommen zu haben. Bald schon fiel die Liegenschaft an der Malzgasse zurück an das Spital. 1728 gelang es im namhaften Glasmaler Hans Georg Wannenwetsch einen liquiden Käufer für die Liegenschaft zu finden.

Es scheint der Frau des Schuhmachers Butsch gelungen zu sein, das Haus zur köstlichen Jungfrau von Wannenwetsch zurück zu erwerben. Dafür spricht die Tatsache, dass Anno 1738 ihre Erben das Haus an den Strumpffabrikanten Peter Ochs-Heusler (nicht der berühmte Basler Politiker) verkauften. Ochs sollte den Erwerb bald schon bereuen.

Kaum Hausherr, trug sich Ochs mit der Absicht auf eine trennende Mauer im Garten ein Gebäude zu bauen. Mit diesem Anliegen gelangte er vor das Fünfergericht und hoffte vergeblich darauf, dass seine Nachbarin, die Witwe Susanna Faesch-Düring, mit ihm zusammen das zu fragile Mäuerchen für diesen Zwecke neu erbaue.


Streitfall Fenster

Das Ausbrechen eines Fensters nach der heutigen Liegenschaft mit der Hausnummer 1 wurde Ochs von einem anderen Nachbarn vereitelt. Der Rebbauer Christoph Seydenmann dachte nicht daran dafür sein notwendiges Einverständnis zu geben, im Gegenzug verklagte er Ochs sogar wegen der schadhaften Dachtraufe der köstlichen Jungfrau.

Anno 1755 hatte auch Margreth Gysler-von Mechel den Wunsch ein Fenster an der Scheidemauer zum Nachbarn auszubrechen - sie war nach Peter Ochs Hausherrin an der Malzgasse 3. Der Fuhrmann Georg Martin Scherer erwies sich als widerborstiger Nachbar, und als Frau Gysler sich über sein Nein hinwegsetzen wollte, zerrte er sie vor das Fünfergericht.

Scherer war ein zäher Brocken. Das Haus ging 1772 als Erbschaft an den Papierer Hans Georg Rüetschi-Gysler, ein Mann aus dem Badischen. Auch er wünschte ein solches Fenster, doch Nachbar Scherer legte sich erneut quer. 1782 verkauften Rüpetschi und seine Frau das Haus an den Kaufmann Emanuel Burckhardt.


Das heutige Gesicht

Um 1830 gehörte das Haus zur köstlichen Jungfrau dem Schuhmacher Friedrich Frey. Er liess die Liegenschaft umbauen, womit sie ein neues Aussehen bekam. Das traufständige Haus mit drei Geschossen hebt sich besonders durch seine Fachwerkpartie aus der Häuserzeile hervor. Umbauten auf dem Dachboden und im Erdgeschosse erfolgten 1870.

Über die Kinder von Friedrich Frey kam das Haus 1869 ans Bürgerspital, womit die Institution des Spitals einmal mehr Besitzerin der köstlichen Jungfrau war. Im Nachbarhaus Nummer 1 lebte damals der Kutscher Friedrich Wacker, der im Dienste herrschaftlicher Häusern arbeitete. Ihm überliess 1870 das Bürgerspital das Haus Malzgasse Nummer 3.

Mitte des 20.Jh war das Haus dann in der Hand des Architekten Paul Artaria. In Riehen baute er 1923/24 in den Habermatten Reihenhäuser, in denen Familien günstigen aber grosszügigen Wohnraum finden sollten (heute ein praktisch ausgestorbener Gedanke). Artaria betätigte sich auch als Bildhauer und Bühnenbildner und war Mitglied der Gruppe 33.

Paul Artaria liess das Haus zur köstlichen Jungfrau 1949 renovieren und so umbauen dass er es als Büro- und Wohnhaus nutzen konnte. Auf diese Sanierung geht auch das reizende Hauszeichen zurück - das kunstvoll geschmiedete Oberlichtgitter mit der kleinen goldenen Meerjungfrau, die heute noch die Besucher des Hauses begrüsst.

Literatur:

Gustav Adolf Wanner, Häuser Menschen Schicksale, Band 2, 1986, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-150-5, Seiten 91 bis 92

Eugen A.Meier, Der Basler Arbeitsrappen, 1984, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-1612-8, Seite 155

Eugen A.Meier, Verträumtes Basel, 1974, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-0730-7, Seiten 82 und 169

Dorothee Huber, Architekturführer Basel, 2.Auflage 1996, Herausgegeben vom Architekturmuseum in Basel, ISBN 3-905065-22-3, Seiten 254 und 258 bis 259

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