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Glosse Nr.25 / 17. Juni 2006

Von der Kunst der eifrigen Untätigkeit

Das kommt nun wirklich ungelegen. Nicht dass Nachrichten über Gift im Trinkwasser überhaupt je willkommen sind. Aber gerade wenn einem die ersten Hitzetage des Sommers den Schweiss aus den Poren pressen, ist man doch ein wenig betroffen, wenn man erfährt dass man eventuell so mysteriös anmutende Giftstoffe wie Perchlorethen mit dem als makellos gepriesenen Basler Trinkwasser konsumierte.

Schon in der Primarschule wurde mir in Waldexkusionen in der Hard vermittelt, wie dieses Forstgebiet zur Aufbereitung von Trinkwasser zu Basels Segen genutzt wird. Ungeschickterweise befinden sich aber in der Nachbarschaft einige Chemiemülldeponien. Jeder mit mehr als zwei Gehirnzellen wird diese Kombination beunruhigend finden, wenn er sein täglich Trinkwasser nicht gerade harassenweise aus Frankreich importiert. Natürlich sind laut den Verantwortlichen die Deponien absolut ungefährlich.

Und über die von Greenpeace gefundenen Giftstoffe im Trinkwasser solle man sich auch nicht aufregen, denn es seien ja nicht viele und man wisse sowieso nicht genau wo sie herkämen. Wahrscheinlich impfen sie einem auch gleich gegen die Vogelgrippe und heilen AIDS. In der Chemiestadt Basel hat man sich an die Phrase gewöhnt, die nach jedem Zwischenfall besagt dass nie eine Gefahr für die Bevölkerung bestanden habe. Ein misstrauischer Geist wie der meine ist mit solch rhetorischen Placebos nicht zu beruhigen.

Wenn dann nebst Gift im Trinkwasser auch noch Regierungsvertreter(innen) im Verwaltungsrat jenes Unternehmens nachgewiesen werden, welches ca 100'000 Menschen in der Region mit besagtem Trinkwasser versorgt, dann läuft meine Paranoia Amok. Nur Beruhigendes hörte man in der Vergangenheit aus dieser Ecke. Würde ich freiwillig eingestehen, dass der Rauch von Lavendelduftkerzen kleine Mengen von Tabun enthält, wenn ich selbst meine Finger in der Produktion von Kerzenwachs drin hätte?

Meine Finger sind aber diesbezüglich nirgendwo drin. Dafür habe ich einen vier Jahre alten Sohn. Dem machten Mami und Papi bislang als primären Durstlöscher an heissen Tagen, anstelle zuckriger Säfte, das vielgelobte Basler Trinkwasser beliebt, welches auch oft den elterlichen Durst löschte (man beachte die Vergangenheitsform). Nun erfährt man, dass darin etwa krebsfördernde Substanzen gefunden wurden, die als Bonus auf die Leber schlagen und das zentrale Nervensystem schädigen können.

Gewiss wird man darauf beharren dass dieser Elefant in Wirklichkeit eine Mücke ist. Ich frage mich nur wieso sich erst eine Organisation wie Greenpeace mit dem Blutsauger befassen muss, damit deutlich wird dass er eben doch ein wenig was von besagtem Rüsseltier hat? Aus diesem Rüssel trinkt mein Junior jedenfalls kein Wasser mehr! Da beruhigt mich auch die Ankündigung nicht, man werde die Lage genau beoabachten. Hat man bisher auch getan, bloss war damit dann der Tatendrang bereits erschöpft.

Selbsthilfe für Misstrauische >> et Voilà

engel

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