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Die Basler Wachtordnung von 1374
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Eine wertvolle Quelle zur Geschichte der Basler Stadtbefestigungen ist die Wachtordnung von 1374. Noch während der Bau der äusseren Grossbasler Stadtmauer im Gange war, legte die Ordnung fest welche Partien der Mauer von welchen Zünften oder Vorstädten zu bewachen seien. Einige spätere Tore waren damals noch nicht fertiggestellt und werden erst als Türme genannt.


Abschnitt 1: St.Alban-Rheinweg - St.Alban-Anlage

Die von Sant Alban in der vorstat sûllent bewachen und verhuoten viere thûrme von dem Rine haruf und sûllent sechse houptmane haben,...

Die Bewohner der St.Alban-Vorstadt bewachten die damaligen vier Türme vom Rhein bis zum kleinen Rundturm auf der heutigen Höhe St.Alban-Anlage Nr.59. Darin inbegriffen ist auch jener Turm, der erst später als St.Alban-Tor vollendet wurde.

innerer letziturm

Der innere Letziturm am Rheinufer - Beginn der Stadtmauer des 14.Jh. Er bezeichnet den Ausgangspunkt bei der Auflistung der Türme in der Wachtordnung von 1374


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Abschnitt 2: St.Alban-Anlage

Darnach sûllent verhuoten und bewachen von den egenanten viere thürnen, darnach die nechsten drye thürne,die Winlüte, Snider und Neyer.

Weinleute, Schneider und Näher bewachten die nächsten drei Türme, von denen der erste (grosser Viereckturm) auf der heutigen Höhe St.Alban-Anlage Nr.35 lag, der nächste (kleiner hoher Rundturm) zwischen Nr.27 und 25 und der letzte (grosser Rundturm) wohl auf der Höhe der Hausnummer 19.


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Abschnitt 3: St.Alban-Anlage - Aeschengraben

Darnach so sûllent bewachen und verhuoten drye thürne, darnach die nechsten, die so in der vorstat zuo Eschemertor wonehafft und seszhafft sind,...

Die Bewohner der Aeschenvorstadt bewachten die nächsten drei Türme, von denen der erste (Malzgassturm) auf der heutigen Höhe Aeschenplatz Nr.9 vor der Tramschlaufe lag, der nächste (später Aeschentor) bei der Einmündung Aeschen-Vorstadt/Aeschenplatz, und der letzte (Bachofenturm) auf der Höhe der Hausnummer Aeschengraben 12.


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Abschnitt 4: Aeschengraben - Centralbahnplatz

So sûllent dar nach die nechsten drye thürne verhuoten und bewachen die Gartner, Scherer, Maler und Sattler.

Gärtner, Scherer, Maler und Sattler bewachten die nächsten drei Türme, von denen der erste (Viereckturm) auf der heutigen Höhe Aeschengraben Einmündung Hermann-Kinkelin-Str. lag, der nächste (später Aeschenbollwerkturm) auf der Höhe des De-Wette-Schulhauses, und der letzte (später Aeschenbollwerk) beim heutigen Strassburgerdenkmal.


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Abschnitt 5: Centralbahnplatz - Wallstrasse

Es sûllent darnach die in der vorstat zue Spitalschüren geseszen sint drye thürne, darnach die nechsten, verhuoten und bewachen,...

Die Bewohner der Elisabethenvorstadt bewachten die nächsten drei Türme, von denen der erste (Steinhäuserturm) etwa dort lag wo sich heute Wallstrasse und Elisabethenstrasse treffen, der nächste (nicht nachgewiesen) vermutlich auf der Höhe Wallstr. Nr.22/23 und der dritte (Turm Dornimaug) am Ort des späteren Bollwerks Dornimaug.


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Abschnitt 6: Wallstrasse - Steinengraben

Darnach so sûllent die an der Steynen vier thürne, die nechsten darnach, verhuoten und bewachen...

Die Bewohner der Steinenvorstadt bewachten die nächsten vier Türme, wobei der erste (vermutlich späteres Steinentor) am Ende der heutigen Steinentorstrasse lag, der zweite (Bachturm) wohl direkt über dem Einfluss des Birsig, der dritte wohl direkt über dem Einfluss des Rümelinbachs, und der vierte (Turm Wagdenhals) am Ort des späteren Bollwerks Wagdenhals, Höhe Steinengraben 79.


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Abschnitt 7: Steinengraben

Item su sûllent darnach von Wagdenhalse verhuoten und bewachen zwen die nechsten thürne die Gerwer und Schuomacher,...

Gerber und Schuhmacher bewachten die nächsten beiden Türme nach dem Turm Wagdenhals. Der erste Turm erhob sich vermutlich auf der heutigen Höhe Steinengraben Nr.42. Der zweite Turm (später Safranturm) befand sich auf der Höhe der Kreuzung Steinengraben/Leonhardsstrasse.


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Abschnitt 8: Steinengraben

...und darnach den nechsten thurme die Metzicer.

Die Metzger bewachten den nächsten Turm (Schalenturm). Dieser lag am Steinengraben nahe der Liegenschaft Nummer 21.


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Abschnitt 9: Steinengraben

So sûllent darnach verhuoten Grawetuocher Egclolfs thor.

Die Grautücher bewachten das Eglofstor das sich auf der Höhe Steinengraben Nr.1 befand. Es war nach einen Zunftmeister der Gärtner benannt, der im 13.Jh in der Gegend wohnte. Später wurde es auch Leimentor, Eglistor oder Oberes Tor zu Spalen genannt.


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Abschnitt 10: Schützengraben - Spalengraben

Darnach so sûllent die andren thürne von Egclofs thore untz (bis zu) an Hug Hagens thurne und den selben thurne darzuo die so in der vorstat zuo spalen sint geseszen...

Die Bewohner der Spalenvorstadt bewachten die weiteren Türme, von denen der erste (Schalenturm) am Schützengraben auf der heutigen Höhe Einmündung Kornhausgasse lag, der zweite (Schalenturm) vor der Feuerwache am Steinengraben, der dritte (später Brunnmeisterturm und Fröschenbollwerk) auf der Höhe Steinengraben 42, der vierte (später Fröschenbollwerkturm) auf der Höhe Steinengraben 54 und der fünfte (wohl Hug Hagens Turm) auf der Höhe Spalengraben Nr.5. In den Abschnitt fällt auch das noch nicht erwähnte Spalentor.

turm

Die Stelle wo nahe Schützengraben Nr.54 der Fröschenbollwerkturm lag. Mit roten Konturen ist der Grundriss des Turmes und der Verlauf der Stadtmauer angedeutet.


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Abschnitt 11: Petersplatz - Bernoullistrasse

Item darnach sûllent behuoten den ercer uf dem platze die Husgenossen.

Die Hausgenossen bewachten den nächsten Turm (später Schützenmättlein Turm oder auch Stachelschützen Turm), hinter dem heutigen Stachelschützenhaus Peterplatz 10 gelegen.


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Abschnitt 12: Bernoullistrasse

Item so sûllent die Kouflüte verhuoten das Platzthore.

Die Kaufleute bewachten das Platztor, welches wohl auf der heutigen Höhe Bernoullistrasse Nr.6 lag (nicht sicher nachgewiesen). Das Tor wurde wohl im späten 14.Jh wieder zugemauert, als die äussere Stadtmauer vollendet war.


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Abschnitt 13 : Bernoullistrasse - Klingelbergstrasse

Darnach so sûllent verhuoten und bewachen den thurne Gugge in das neste dem man spricht Schadegarte und den thurne Lug in das lande die Cremer.

Die Krämer bewachten die Türme "Guckinsnest" (später Zeugbollwerktürmlein) und "Lueginsland". Der erste Turm lag auf der Höhe Bernoullistrasse Nr.24 und der zweite an der selben Strasse Nr.32 (heutiges Bernoullianum).


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Abschnitt 14: Klingelbergstrasse

So sûllent verhuoten das thore in der nüwen vorstat die so in der selben vorstat gesessen sint...

Die Bewohner der Neuen Vorstadt bewachten ihr Vorstadttor welches an der heutigen Kreuzung Hebelstrasse/Klingelbergstrasse lag. Dieses Vorstadtstor wurde vor Vollendung der Mauer verschlossen.


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Abschnitt 15: Klingelbergstrasse - Spitalstrasse

Item so sûllent verhuoten die Smide des zem Angen Thurne und den Thurne darnach den nechsten.

Die Schmiede bewachten die folgenden zwei Türme, von denen der erste (des zem Angen Thurne, später Ristenturm) auf der heutigen Höhe Schanzenstrasse Nr.55 und der zweite (später Schabturm) an der selben Strasse Höhe Nr.45 lag.


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Abschnitt 16: Spitalstrasse - St.Johanns-Vorstadt

Item so sûllent verhuoten Zimberlüte und Murer den Sürlinen thurne und Breitschedels thurne.

Zimmerleute und Maurer bewachten Sürlinenturm und Breitschädels Turm. Der erste Turm (später Metzgerturm) lag auf der heutigen Höhe Spitalstrasse Nr.40. Breitschädels Turm lag auf der Höhe Johanniterstrasse Nr.11, wo die Strasse ihre Richtung ändert.


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Abschnitt 17: St.Johanns-Vorstadt 110

Item darnach das thore zuo sant Johans die Brotbecken

Die Bäcker bewachten das St.Johanns-Tor. Von den heute noch erhaltenen Toren ist jenes zu St.Johann das einzige das in der Wachtordnung 1374 bereits erwähnt wurde.


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Abschnitt 18 : St.Johannsring - St.Johanns-Rheinweg


Item so denne sant Thomans thurne Schiflüte und Vischer

Die Schiffleute und Fischer bewachten den Thomasturm. Der heute noch zum Teil erhaltene Turm erhebt sich dort wo der St.Johanns-Ring auf St.Johanns-Rheinweg trifft.

der thomasturm

Der Thomasturm - Das westliche Ende der äusseren Grossbasler Stadtmauer. Heute liegen das Rheinufer und der St.Johanns-Rheinweg zwischen ihm und dem Rhein. Früher stand er direkt am Wasser.



Literatur:

Guido Helmig/Christoph Ph.Matt im Jahresbericht 1989 der Archäologischen Bodenforschung BS, Katalog der landseitigen Äusseren Grossbasler Stadtbefestigungen, ISBN 3-905098-10-5, Seiten 152 bis 153 mit bearbeiteter Wachtordnung

engel

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