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Der Fischmarktbrunnen
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Fischmarktlageplan

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Jakob Sarbach war ein fähiger Steinmetz dem im Jahr 1468 aufgetragen wurde den Brunnen auf dem Fischmarkt neu zu errichten. Fälschlicherweise ging die Nachwelt lange davon aus, dass die ganze Säule bis auf die drei Hauptskulpturen, gar der ganze Brunnen, von ihm stammten. 1952 legte Dr. Annie Kaufmann-Hagenbach in ihrer Abhandlung über die Basler Plastik des 15. und frühen 16.Jh überzeugend dar dass es sich anders verhält.

der fischmarktbrunnen

Der im Jahr 2004 renovierte Fischmarktbrunnen am Ort wo er seit der Umgestaltung des Platzes 1908/09 steht (links). Rechts das umlaufende Band mit den Engeln in der untersten Schmuckpartie der Brunnensäule.

Frau Hagenbach führte aus, dass an der Brunnensäule viel mehr auf die Zeit vor Sarach zurückgeht als bislang angenommen. Der Brunnen an sich geht ziemlich sicher auf die Zeit nach der Umgestaltung des Areals um den heutigen Fischmarkt zurück. Bis in die zweite Hälfte des 14.Jh floss hier der Birsig offen zum Rhein. Ein echter Platz entstand offenbar erst um 1386, nachdem der Fluss an dieser Stelle überdeckt worden war.

Allerdings gab es mit dem Lumpelbrunnen bereits nachweislich 1378 einen Brunnen an der heutigen Stadthausgasse. Dieser wurde mit Wasser aus einer Quelle gespiesen, die beim dortigen Haus zum Enker entsprang. Der später entstehende Fischmarktbrunnen bezog sein Wasser am Anfang ebenfalls aus einer Quelle, die wiederum im Totengässlein entsprang, was allerdings aber erst nach der Korrektur des Birsig realisiert wurde.

Eher Parler denn Sarbach

In den Jahren nach der Flusskorrektur entstand der Fischmarktbrunnen; laut Annie Hagenbach um 1390. Seinen Figurenschmuck schrieb sie nicht Jakob Sarbach zu, denn sein Stil weist ihn als Schöpfung des 14.Jh aus. Im fraglichen Zeitraum drängt sich die Bauhütte der Parler auf. Mit Johannes Parler dem Dritten aus Gmünd arbeitete nach dem Erdbeben 1356 ein bedeutender Vertreter des kunstfertigen Geschlechts nachweislich in Basel.

Johannes lebte noch 1391, und mit Michael Parler dem Dritten hatte er auch einen begabten Sohn im besten Alter. Michael tritt 1383 als Werkmeister in Strassburg auf, wo er Werke hinterliess die eine bemerkenswerte Verwandtschaft mit Skulpturen am Fischmarktbrunnen aufweisen. Hagenbach erkennt sowohl in den drei Hauptfiguren Maria, Johannes und Petrus wie auch in den kleineren Figuren den Stil den die Parler pflegten.

Der venezianische Konzilssekretär Andrea Gattari beschrieb das Bauwerk 1433 als einen sehr grossen Brunnen mit "unserer lieben Frau und zwei Heiligen daran". In diesen Brunnen versenkten an einem festgelegten Tag die Fischer ihre Kästen, um sie "teuer wie Blut" zu verkaufen. Nebst dem Brunnen beeindruckte den Venezianer offenbar auch der lokale Fischpreis. Die Schilderung erklärt den Ursprung des Brunnennamens.

Zentrum des Fischhandels

Die Fischerzunft hatte ihr Domizil seit der Mitte des 15.Jh im Haus Zur Goldenen Büchse am Fischmarkt. Die Nähe zum Rhein spielte spielte beim Standort des Zunfthauses wie auch des Fischmarkts eine wichtige Rolle. Beim Brunnen standen die Bänke auf denen der Fisch verkauft wurde. Im Brunnen ruhten die Käfige mit lebenden Fischen, damit die Tiere ganz frisch verkauft werden konnten. Für tote Fische gab es eine spezielle Bank.

der fischmarkt mit brunnen und zunfthaus

Links: Aufnahme aus dem Nachlass Lucas Freys mit alter Ansicht des Brunnens. Das Foto entstand kurz vor dem Abriss des Zunfthauses der Fischer 1953 (helles Haus ganz rechts). Rechts: 2004 eingeweihter Gedenkstein am Kellergässlein mit Scheitelstein vom Portal des verschwundenen Zunfthauses.

Auf dem sogenannten Schelmenbänklein (Schelm im einstigen Sinne von Aas) konnte Fisch angeboten werden der tot auf den Markt gebracht wurde. Tiefkühler gab keine, also galt totem Fisch aus Hygienegründen spezielle Aufmerksamkeit. Eine Verordnung von 1623 hielt fest, dass toter Fisch nur für drei Stunden zum Verkauf angeboten werden durfte. Was dann noch übrig geblieben war, wurde vom Stubenknecht der Fischerzunft abgeräumt und entsorgt.

Zum Ende des 19.Jh war nur noch jeweils am Freitag Fischmarkt beim Brunnen. Eine Schilderung aus dem letzten Viertel des Jahrhunderts spricht von rund zwanzig Fischhändler, meist aus Kleinbasel oder dem Elsass, die sich um sieben Uhr morgens um den Brunnen einrichten. Der Markt dauerte bis gegen zehn Uhr. Unter den Markbesuchern fanden vielfach Basler Juden die zum Abendessen vor Sabbat einen speziell zubereiteten Fisch auftischten.

Die Heiligenfiguren der Säule

Die Säule des Fischmarktbrunnens zeigt beim Übergang zur sechseckigen Passage als untersten Figurenschmuck einen Reigen Engel, von denen drei Baslerschilde halten während drei andere musizieren. Danach wird die Säule dreieckig um an jeder der drei entstehenden Seitenflächen unter einem eigenen Baldachin eine der drei Hauptfiguren aufzunehmen. Die Marienstatue misst 122 Zentimeter, Johannes und Petrus 133 Zentimeter.

Zwischen den Baldachinen stehen auf den Ecksäulen als Sinnbild der Beharrlichkeit St.Barbara mit Turm in Händen, als Symbol der Gerechtigkeit St.Katharina mit zerbrochenen Rad und Schwert sowie mit Szepter und Lamm St.Agnes als Verkörperung der Liebe Gottes. Die Spitze der Säule krönt ein Engel, der zeitweise ein profanes Fähnchen hielt, aber heute wieder wie ursprünglich einen Palmzweig in seinen Händen hat.

Der Brunnen wurde nach 1467 wie eingangs erwähnt von Jakob Sarbach saniert. Dabei hat er wohl zur Hauptsache den Trog erneuert und die Säule lediglich renoviert. Für die Ausführung der Arbeit sprach man ihm die stattliche Summe von 100 Pfund zu. Weitere Sanierungen erfolgten 1578 und 1618. Eine gründliche Renovation fand 1850/51 statt. Der Trog bekam dabei zwölf neue Seitenwände die Urs Bargetzi aus Solothurn lieferte.

Versetzt im 20. Jahrhundert

Bemerkenswert ist dabei, dass der letzte Brunnentrog vor dem Ersatz aus Solothurn nur zehn Wände hatte, was die ganze Kompostion mit den drei Brunnenröhren durcheinander brachte. Auf dem Stadtplan Matthäus Merian erscheint der Brunnen 1615 mit noch weniger Wänden, aber immerhin waren es deren sechs, was dem Erscheinungsbild zuträglicher war als zehn Wände. Der Brunnen mit seinen neuen zwölf Wänden wurde 1908 erneut renoviert.

detailansichten der parler-skulpturen

Der heilige Johannes (links) und die Muttergottes mit Kind (rechts) an der Hauptpartie des Brunnensäule. Die, der nicht abgebildete Petrus eingerechnet, drei Darstellungen werden heute der Bauhütte der Parler zugeschrieben.

Mit dem Bau der Börse am Fischmarkt ging eine Umgestaltung der Fischmarkts einher. In deren Zuge wurde der Fischmarkbrunnen versetzt, und die gotische Säule mit allem Figurenschmuck kam ins Historische Museum und wurde durch eine Kopie ersetzt. Dieses Vorhaben wurde dem Architekturbüro E. Vischer & Sohn übertragen und durch Baumeister Karl Eberle, den Bildhauer Jean Hym und den Malermeister Franz Baur ausgeführt.

Anlässlich dieser Sanierung versetzte man den Brunnen auch um ein paar Meter nach Nordwesten. Dies weil die bereits erwähnte Umgestaltung des Platzes es erforderte. Die letzte Sanierung des Brunnens erfolgte von März bis Juni 2004. Seither erfreut der, nach Basler Lesart, schönste gotische Brunnen der Schweiz wieder als Wahrzeichen des Fischmarkt das Auge aller die sich die Zeit nehmen ihn mit seinen Details zu betrachten.



Querverweis zum Thema:

>> Basel und seine Wasserversorgung



Beitrag erstellt 20.09.04 / Korrektur Quellen 09.01.17

Quellen:

primär genutzte

Emil Blum/Theophil Nüesch, Basel Einst und Jetzt, Eine kulturhistorische Heimatkunde (Textband), Verlag Hermann Krüsi, Basel, 1913, Seiten 176 bis 183

Arthur Burger, Brunnengeschichte der Stadt Basel, herausgegeben vom Verkehrsverein Basel, Basel, 1970, Seiten 6 und 24 bis 30

Robert Balthasar Christ und Peter Heman, Zauber der Basler Brunnen, Birkhäuser Verlag, Basel, 1967, Beitrag 1

Annie Kaufmann-Hagenbach, Die Basler Plastik des fünfzehnten und frühen sechzehnten Jahrhunderts, Basler Studien zur Kunstgeschichte Band 10, Verlag Birkhäuser, Basel, 1952, Seiten 16 bis 18

Franz August Stocker, Basler Stadtbilder, H.Georg's Verlag, Basel, 1890, Seiten 133 bis 142


sekundär genutzte

Eugen Anton Meier, Basel Einst und Jetzt, 3.Auflage, Buchverlag Basler Zeitung, Basel, 1995, ISBN 3-85815-266-3, Seiten 258 und 259

Robert Schiess, Die Zunft-und Gesellschaftshäuser der Stadt Basel, herausgegeben vom Basler Heimatschutz, Schwabe & Co AG, Basel, 2001, ISBN 3-7965-1889-3, Seiten 38 bis 39

Gustav Adolf Wanner, 100 Jahre Vischer Architekten 1870-1970, herausgegeben von Vischer Architekten SIA BSA, Basel, 1970, Seite 29

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