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fragen zum alten basel
Die Strassennamen Imbergässlein und Nadelberg



Frau B. / 31.Juli 2010:

Erstmal vielen Dank für die informative Internetseite "altbasel". Gerne würde ich ein wenig etwas über Ursprung und Geschichte vom "Noodlebärg" und dem "Imbergässli" erfahren. Stimmt es, dass "Imber" von Ingwer kommt? Und wenn ja, wieso heisst denn das Gässlein so?

Antwort von altbasel.ch:

Zum Imbergässlein:

Lokalhistoriker Daniel Albert Fechter (1805-1876) spricht 1856 das Imbergässlein im 13. Jahrhundert an. Er führt aus, dass die Gasse 1311 noch "Vardellingasse" und 1332 "Vardellinengasse" genannt werde. Diese Bezeichnung führt er auf einen Geschlechtsnamen "Vardel" beziehungsweise "Bardel" zurück, der im Jahrzeitenbuch von St.Peter belegt sei. Alternativ sei um 1303 auch der Name "St.Andreasgasse" und 1311 "mons S. Andree" (Andreasberg) überliefert.
[1]

Im 14. Jahrhundert liegt der Ursprung des Namens Imbergässlein. Die Gewürzkrämer um St.Andreas sind die Urzelle der Zunft zu Safran. Paul Koelner (1878-1960) geht in seinem Werk zur Zunftgeschichte auf deren erstmals 1345 belegbare Trinkstube im Haus "zem Walraven" nahe St.Andreas ein. Von der im selben Jahr erwähnten Gesellschaft "zem Ingber" stammt wohl der Hausname. Es taucht 1366 auf als "... domo dicta zem Ingeber..." (Haus genannt zum Ingeber).
[2]

In seinem 1921 publizierten Werk zu den Basler Strassennamen leitet Paul Siegfried (1878-1938) den Namen Imbergässlein von diesem Gesellschaftshaus ab, welches vorne an den Andreasplatz und hinten an diese Gasse stiess.
[3] Die Schlussfolgerung liegt nahe. Mit der Zeit scheint sich das Gewürz "Ingeber" oder "Ingwer" im Name zu "Imber" verschliffen zu haben. Noch im 14. Jahrhundert bezog die Zunft indes das neue Haus "zum Safran" am Rindermarkt (untere Gerbergasse)

der nadelberg in basel

Blick auf den Basler Nadelberg beim Engelhof (links) Richtung St.Peter

Zum Nadelberg:

Im Historischen Grundbuch geben Abschriften von Urkunden von 1300 und 1345 zum Haus Nadelberg Nr. 25 Aufschluss über den Namen der Gasse. Beide Urkunden bedienen sich zur Lokalisierung des Hauses die Wendung "in monte acus". "Acus" steht im lateinischen für "Nadel" (woraus sich auch das gängige Wort Akupunktur ableitet, welches die Behandlung mit Nadeln umschreibt). Monte acus kann effektiv mit Nadelberg übersetzt werden. Fechter stiess schon früher auf den Namen.

Er weist auf die 1241 fallende Bezeichnung "Nadelberg" und die 1294 auftretende Variante "Nadelgassen" hin. Er meint ferner, dass der Ursprung des Namens nicht mehr anzugeben sei.
[4] Dieser Ansicht ist auch Siegfried, der die Herkunft des Namens als dunkel bezeichnet. Er schliesst indes nicht aus, dass er mit einem Gewerbe (Nadelmacher) zusammenhängt, wie es bei der Hutgasse der Fall sei. [5] Die spätere Bezeichnung "Adelberg" verwerfen sowohl Fechter als auch Siegfried.

Dieser irreführende Name suggeriert einen Zusammenhang mit den einst dort lebenden Adligen und erscheint erst im 18. Jahrhundert. Eine Urkunde zu Haus Nr. 41 vom April 1709 spricht noch von "Behausung auf dem Nodelberg". Die nächste Urkunde vom Januar 1723 nutzt aber die Bezeichnung "auf dem Adelberg". Analog kann bei Haus Nummer 23 bis Juli 1687 die Bezeichnung "Nadelberg" gefunden werden. Am 18. März 1716 erscheint wiederum hier erstmals die Lokalisierung "auf dem Adelberg".

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Beitrag erstellt 12.08.10

Anmerkungen:

[1] D.A. Fechter, Abschnitt "Kremergasse - Sattelgasse - Bardellinengasse - Apotheken", in "Topographie mit Berücksichtigung der Cultur- und Sittengeschichte", publiziert in Basel im vierzehnten Jahrhundert, Basel, 1856, Seite 78

[2] P. Koelner, Abschnitt "Das Zunfthaus", publiziert in Die Safranzunft zu Basel und ihre Handwerke und Gewerbe, Basel 1935, Seite 66

[3] P. Siegfried, Basels Strassenamen, Basel, 1921, Seite 15

[4] D.A. Fechter, Abschnitt "Nadelberg - Grenzen der St.Leonhards - und St.Petersgemeinde", in "Topographie mit Berücksichtigung der Cultur- und Sittengeschichte", publiziert in Basel im vierzehnten Jahrhundert, Basel, 1856, Seite 98

[5] P. Siegfried, Basels Strassenamen, Basel, 1921, Seite 14


Quellen:

Daniel Albert Fechter, "Topographie mit Berücksichtigung der Cultur- und Sittengeschichte", publiziert in Basel im vierzehnten Jahrhundert, herausgegeben von der Basler Historischen Gesellschaft, H.Georg's Verlag, Basel, 1856, Seiten 78 und 98

Paul Koelner, Die Safranzunft zu Basel und ihre Handwerke und Gewerbe, herausgegeben von E.E. Zunft zu Safran, Verlag Benno Schwabe & Co, Basel 1935, Seite 66

Paul Siegfried, Basels Strassenamen, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1921, Seiten 14 und 15

Historisches Grundbuch der Stadt Basel, Lade Nadelberg, einzusehen im Staatsarchiv Basel-Stadt

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