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Anfänge des Hirzbrunnenquartiers


Frau & Herr B. / 23.Dezember 2005:

Lieber Briefkastenonkel,

Wir als Oberbaselbieter ,waren sehr erstaunt über die Bauart der Häuschensiedlung in der Paracelsustrasse. Zwar übte es auf uns einen heimeligen Charme aus,aber dennoch fragten wir uns wieso diese Häuser eher einer englischen Häusersiedlung gleichen?



Antwort von altbasel.ch:

Um Ihre Frage zu beantworten muss ich ein wenig ausholen und die Geschichte des Quartiers etwas ausleuchten. Das schlichte Design dieser Häuser "Im Vogelsang" mit ihrem englisch anmutenden Backsteincharakter hat seine Wurzeln in einer sparsamen Bauweise die vorgegeben wurde. Doch zunächst zu den Anfängen der Siedlung.

Die Paracelsusstrasse hiess bis 1941 Gotterbarmweg und ihr Umfeld war bis in die 1920er Jahre wenig bebaut. In der Zeit von 1924 bis 1934 entstand dort das Hirzbrunnenquartier. Hans Bernoulli und August Künzel lancierten eine Landgenossenschaft die das Gelände Hirzbrunnen erwarb. Ein Teil des Landes ging an den Katholischen Spitalverein der dort das Claraspital baute.

Im Hirzbrunnenquartier, das dort entstand, verlebte übrigens der Basler Autor Eugen A. Meier (1933-2004) seine Jugendjahre und war 1957 gar Gründungsmitglied des FC Heimatland. "Im Heimatland" heisst nämlich jene Strasse an der zum einen 1925/27 das Quartier "Im Heimatland" entstand, während zum anderen 1926/27 der Komplex der Wohngenossenschaft "Im Heimatland" erbaut wurde.

Das Hirzbrunnenareal wurde 1798 und 1856 mit Schanzen militärisch befestigt. Aus diesem Grunde hiess der älteste Teil der wachsenden Siedlung "Hirzbrunnenschanze". Er entstand 1924/25 an der heutigen Hirzbrunnenstrasse. An der von Ihnen angesprochen Paracelsusstrasse wurde 1925 das Ensemble "Im Vogelsang" errichtet, welches exklusiv Subventionsgelder erhielt.

Die Genossenschaft unterstützte arme Familien mit vier bis zehn Kindern. Hans Bernoulli war beim Bau auferlegt worden äusserste Sparsamkeit walten zu lassen. Es entstand ein schlichter Typ des Kleinhauses der den Raumbedürfnissen kinderreicher Familien entgegenkam. Zum Quartierteil gehörte ferner ein Kindergarten, zwei Konsumgeschäfte und ein Heim für alleinstehende Mütter.

Diese Häuserreihen, die Sie ob ihrer sonderbaren Ausstrahlung so erstaunten, hatten soziale Funktionen und ihren speziellen Charakter (mit Mauerstärke und Zimmerhöhe gemäss gesetzlichen Mindestmassen) verdanken sie den Sparauflagen bei ihrem Bau 1925.




Querverweis zum Thema:

>> Ursprung des Gotterbarmwegs




Literatur:

André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, 1999, Christoph Merian Verlag, ISBN 3-85616-104-X, Seite 314

Dorothee Huber,Architekturführer Basel, 2.Auflage 1996, Herausgegeben vom Architekturmuseum in Basel, ISBN 3-905065-22-3, Seiten 250 bis 252

Othmar Birkner/Hanspeter Rebsamen, Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920: Basel, 1986, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Seiten 103, 148 und 191

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