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Haus zum Seilen, St.Alban-Vorstadt 52


Herr R. / 09.September 2005:

Können Sie bitte so freundlich sein und mir eine kurze Geschichte des Hauses zum Seilen in der St.Alban-Vorstadt 52 zugänglich machen? Ich kenne das Haus und möchte etwas wissen über seinen Geist.


Antwort von altbasel.ch:

Der Geist des Hauses wird Ihnen von Metzgern, Schäfern oder Rebleuten berichten, die seit dem Mittelalter dort hausten. Lauschen Sie in die Mauern hinein, und vielleicht hören Sie den Lärm einer Nagelschmiede oder einer Spenglerei oder Sie riechen den Duft frisch gebackenen Brotes. Mit all diesen Berufen kam das Haus "zum Seilen" im Berührung, und natürlich auch mit einer Seilerei.

Der unvergessene Gustav Adolf Wanner hat vor über 25 Jahren die Geschichte des Hauses an der St.Alban-Vorstadt 52 für einen Beitrag in der Basler Zeitung zusammengetragen. Den Artikel gebe ich unten in meinen eigenen Worten wieder.

Es ist dem Metzger Hennan Kübler zu verdanken, dass "Pfaffen Röublis sel. Hus" im Jahr 1413 erstmals in den Urkunden erscheint. Kübler kaufte damals das Haus welches zuvor offenbar das Domizil des Domkaplans Johannes Röubli war. Damit gibt die Liegenschaft St.Alban-Vorstadt 52 ihren belegbaren Einstand in der Geschichte der Basler Häuser. Im Jahr 1439 treten mehr Details zutage.

Der Sporer Stephan Soder veräusserte für 40 Gulden die Liegenschaft, die aus zwei Hofstätten und einem kleinen Garten dahinter bestand. Als Käuferin erscheint damals Elsi die Tochter eines Burkart von Sierenz, seines Zeichens Rebmann. Gerade einmal zwei Jahre später verkaufte sie diesen Besitz wieder zum Preis von nur 30 Gulden, wobei sie aber eine Bedingung stellte.

Die neue Käuferin (Agnes, Witwe des Rebmannes Clewi Ris) erwarb die Liegenschaft unter der Voraussetzung dass Elsi den Rest ihres Lebens darin wohnen durfte. Agnes ihrerseits schenkte 1446 die Liegenschaft ihrem Bruder Hans Gerner dem Schäfer und ihrer Schwester Margreth. Ein interessantes Detail birgt der Verkauf der Liegenschaft 1512 durch den Probst zu St.Alban.

Dieser veräusserte die Liegenschaft an Alban Gernler, der ebenfalls Schäfer war und als Vertreter der Zunft zu Gartnern im Rat sass. Zum zweiten Mal war damit der Besitz in den Händen eines schafehütenden Angehörigen dieses Geschlechts. Hausnamen sind aus jenen frühen Jahrhunderten keine überliefert. Im Jahr 1667 erscheint mit Hans Segenmann erneut ein Rebmann als Besitzer.

Neun Jahre darauf erfährt man dass Johannes Abel Besitzer der Liegenschaft sei. Er war von Beruf Schneider und wurde aus unbekannten Gründen "Landvogt" genannt. Nach ihm tritt mit Georg Dürr wieder ein Vertreter der Rebleute als Eigentümer auf, der allerdings 1688 vom Konkurs heimgesucht wurde. Dies war die Gelegenheit für den Nagler Heinrich Scherb, die Liegenschaft zu ersteigern.

Scherb holte die Genehmigung ein in dem Haus eine Esse einzurichten, wohl um dort Nägel mit Köpfen zu machen. In der Folge nutzte auch der nächste Besitzer Jeremias Gisler, von Beruf Nagelschmied, die Liegenschaft im selben Sinne. Als er 1707 das Anwesen verkaufte, hielt mit Emanuel Sulger dann ein Mehlmesser Einzug. Die berufliche Nutzung wandte sich nun in eine andere Richtung.

Anno 1721 gab Sulger die Liegenschaft an den Weissbeck Friedrich Dussing weiter, dem bereits das Nachbarhaus St.Alban-Vorstadt 50 gehörte. Er richtete in den neuerworbenen Räumlichkeiten mit dem Segen des Fünfergerichts einen Backofen ein. Wie der erste namentlich erwähnte Käufer des Hauses war auch Johann Georg Dietiker Metzger. Er pfändete 1772 die Liegenschaft von Dussings Erben.

Die Liegenschaft wurde wieder ausgelöst und schliesslich von Wilhelm Glaser-Dussing übernommen. Er richtete in dem Anwesen eine Seilerei ein. Aus jenen Tagen stammt ziemlich sicher der Hausname "zum Seilen". Auf Wilhelm Glaser folgte 1825 dessen Sohn gleichen Namens, von dem wiederum 1828 dessen Bruder Andreas die Seilerei in der St.Alban-Vorstadt übernahm.

Der Spenglermeister Johann Heinrich Straumann kaufte in den 1860er Jahren die Liegenschaft. Mit ihm zog eine Spenglerei ins Haus "zum Seilen" ein die rund hundert Jahre bestehen sollte, auch wenn der letzte Spengler aus der Familie lange zuvor verstorben war. Das Haus wurde 1971 von Balz Hilt erworben, der es quasi als Stammsitz seiner Galerie umfassend renovieren liess.




Literatur:

Gustav Adolf Wanner, "Vom Pfaffenhaus zur Kunstgalerie", Beitrag in der Basler Zeitung vom 12.August 1978

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