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Basler Füsilier Bataillon 97


Herr S. / 13.Oktober 2008:

Ich habe heute in der Zeitung gelesen dass Morgen das "auferstandene" Infanterie Bataillon 97 seine Fahne auf dem Marktplatz übernimmt. Es wäre ein traditionelles Basler Bataillon. Von wann bis wann hat es dieses Bataillon 97 früher gegeben.


Antwort von altbasel.ch:

Das Basler Füsilier Bataillon 97 entstand 1901. Es hatte seine Nummer von einem früheren Tessiner Bataillon übernommen. Die Truppenordnung 1911 vereinte es mit dem Basler Bataillon 54 zum Infanterie Regiment 22. Die 97er gehörten zuvor laut Truppenordnung 1875 dem Regiment 16 an; das Bataillon 54 dem Regiment 18. Beide Bataillone zählten zur Heeresklasse des Auszugs, in der Wehrmänner vom 20. bis zum zurückgelegten 32. Altersjahr dienten.

Da ein Regiment üblicherweise drei Bataillone zählte, war das Regiment 22 unterbesetzt. Gemäss der Truppenordnung 1911 war es Teil der Infanterie Brigade 11 die der 4. Division zugeordnet war. Bei der Kriegsmobilmachung Anfangs August 1914 rückte das Bataillon 97 im Bläsischulhaus als Sammelplatz ein; denn die Kaserne war bereits Sammelplatz des Bataillons 54. Im März 1915 erhielt das Regiment ein zusätzlliches Bataillon.

korporal bosshardt vom basler bataillon 97

Studioaufnahme des Infanteriekorporals Emil Bosshardt, entstanden 1910 im Basler Atelier A.Kugler. Man erkennt die Bataillonsnummer 97 und die Basler Kokarde auf dem Tschako.

Das neu formierte Basler Füsilier Bataillon 99 wurde aufgestellt indem bei den Bataillonen 54 und 97 jeder dritte Mann zur neuen Einheit versetzt wurde. Das ergab zwar nicht mehr Mannschaftsstärke, aber immerhin hatte das Regiment nun drei Bataillone. In dieser Formation beendete das Regiment 1918 mit dem Bataillon 97 auch den aktiven Dienst während der Grenzbesetzung. In der Zeit bis zur Mobilmachung 1939 erfolgten weitere Umstellungen in der Armee.

Noch immer mit der 4. Division erlebte das Basler Bataillon 97 im Regiment 22 den Aktivdienst 1939 bis 1945. Die Ausbildung durchliefen die Rekruten jeweils in der Infanteriekaserne Liestal, wo seinerzeit die meisten Infanteristen der Region ihre Rekrutenschule absolvierten. Mit der Truppenordnung 1951 mussten die Wehrmänner neu bis zum 36. Altesjahr im Auszug Dienst leisten. Eine grosse Neuerung brachte die Truppenordnung 1961.

Die Neuorganisation von 1961 brachte mit sich, dass das Bataillon 97 samt dem Infanterie Regiment 22 von der nunmehr mechanisierten Division 4 zur Aargauer Grenz Division 5 versetzt wurde. Auch mit der Truppenordnung 1981 verblieb das Bataillon mit dem Regiment im der zwischenzeitlich zur Felddivison 5 mutierten Grossverband. Mit der Truppenordnung 1995 schied das Bataillon 99 aus dem Regiment 22 aus und wurde dem Stadtkommando 211 eingegliedert.

Damit waren das Füsilier Bataillon 97 und 54 wieder einsam im unterbesetzten Regiment. Der Einsamkeit wurde mit der Zuteilung des Luzerner Füsilier Bataillons 44 abgeholfen. Im Jahr 1997 verliess das Basler Füsilier Bataillon 54 das Regiment und wurde zum mechanisierten Füsilier Bataillon 54 umformiert. Mit diesem wurde 1999 unser 1901 entstandenes Bataillon 97 zusammengelegt. Die Armeereform XXI brachte 2003 seine formelle Auflösung.

Am 1. Januar 2008 wurde im Rahmen des sogenannten Entwicklungsschrittes 08/11 das Infanterie Bataillon 97 aufgestellt. Mit der Fahnenübergabe am 14. Oktober 2008 auf dem Marktplatz in Basel wird dann zeremoniell die neu verwendete Bataillonsnummer der Basler Patenschaft unterstellt. Ganz dasselbe wird dies aber nicht sein, schon alleine daher weil es einen Unterschied zwischen der Bezeichnung "Füsilier Bataillon" und "Infanterie Bataillon" gibt.

In der alten Milizarmee wurden die Mannschaften des Füsilier Bataillons 97 überwiegend aus dem Kanton Basel-Stadt rekrutiert. Beim neuen Infanterie Bataillon 97 ist indes nur die Rede von einer übernommenen Patenschaft durch Basel. Inwiefern dieses Bataillon nun eine echte Basler Einheit mit echten Baslern in seinen Reihen ist, oder nur ein Etikettenbataillon mit nostalgischem Einschlag, kann ich nach meinem jetzigen Kenntnisstand nicht sagen.




Quellen:

Marco Brechbühler/Christoph Albrecht, Waisch no im 22? - Erinnerungsbuch Inf Rgt 22, kommentierter Bildband zur Regimentsgeschichte, Basler Druck + Verlag, Basel, 2003, Seiten 2, 14, 43, 104 und 108

Karl Brunner, Heereskunde der Schweiz, Schulthess & Co, Zürich, 1938, Seite 430

Karl Egli, Schweizer Heereskunde, Schulthess & Co, Zürich, 1912, Seiten 350 und 353

Ernst Herzig, "Baselland und seine Infanterie", publiziert in Die Baselbieter Infanterie Regimenter 21 und 47, herausgegeben von der Infanterie-Stiftung Baselland, Kommissionsverlag Lüding AG, Liestal, 2003, ISBN 3-85791-160-9, Seite 74

o.A., Das Infanterie-Regiment 22 in den Grenzdiensten 1914-1917, Frobeius AG, Basel, 1917, Seite 6

o.A., Die fünfte - 111 Jahre 5. Division, herausgegeben von Pierre-Marie Halter und Bruno Nüsperli, Verlag Sauerländer, Aarau, 1986, ISBN 3-7941-2836-2, Seiten 158 und 165

o.A., Bericht über den Brigaderapport 2008 der Infanteriebrigade 5, publiziert auf der Website des Eidgenössisches Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport unter folgendem Link > Hier anklicken

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