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fragen zum alten basel
Herkunft des Namens Blochmonterstrasse



Herr S. / 11. Dezember 2007:

Erstmals herzlichen Dank für Ihre sehr informative Internetseite "altbasel.ch". Oftmals lese ich darin und stosse immer wieder auf interessante Themen. Woher stammt die Bezeichnung Blochmonterstrasse, welche im Neubad-/Paulusquartier liegt?

Antwort von altbasel.ch:

Der Strassenname nimmt, wie diverse andere in Basel auch, Bezug auf das Elsass. In diesem Fall geht es um die ehemalige Burg Blochmont bei Kiffis im Kreis Ferrette. Erstmals wurde sie 1271 gemeinsam mit der nahen Löwenburg erwähnt. Die heutige Ruine gehörte einst den Herren von Pfirt. Der Historiker Werner Meyer (geboren 1937) vermutete 1962 in seinem Werk über die Löwenburg dass die Burg bereits damals von den Herren von Eptingen bewohnt wurde.

Die Eptinger die auf Blochmont sassen bildeten einen eigenen Zweig der Familie. Ihre Burg wurde beim Erdbeben 1356 schwer beschädigt, und musste wieder aufgebaut werden. Im Zuge des Zwistes zwischen Basel und Habsburg geriet auch der Burgherr, Hermann II. von Eptingen als Gefolgsmann der Österreicher mit den Basler in Streit. Damals waren der Sundgau und der Breisgau Schauplatz eines bösartigen Kleinkrieges bei dem die Gegner wenig zimperlich vorgingen.

Man hatte endlich Friedensverhandlungen auf den 6. April 1449 in Breisach vereinbart, und in jener Zeit sollte der Kampf ruhen. Da erklärte Hermann II. von Eptingen Basel auf höhnische Weise den Krieg via Fehdebrief. Auch brannte er einen Basler Dinghof bei Schönenbuch nieder. Basel sandte rund vierzig Söldner gegen Blochmont. Es gelang ihnen die Vorburg anzuzünden, sechs Mann zu töten und zehn Pferde mitzunehmen. Danach liessen sie sich vor der Burg nieder.

Die Belagerung durch die Basler

Der Rat Basels wollte die laufenden Friedensverhandlungen in Breisach nicht gefährden und zögerte Blochmont zu belagern. Schon der vorangegangene Überfall war nicht im Sinne vieler Ratsherren. Die Zünfte strebten aber die Einnahme der Burg an und übten Druck auf den Rat aus. Am 27. April 1449 schufen die Zünfte schliesslich vollendete Tatsachen und hängten nach der Messe die Zunftfahnen auf ihren Zunfthäusern aus - das militärische Aufgebot für die Zunftbrüder.

Die Metzger, die sich schon beim Auszug nach St.Jakob 1444 hervorgetan hatten, sollten auch hier unter den ersten sein die zu den Waffen griffen. Ihnen folgte die Zunft zu Weinleuten und die Zunft zu Spinnwettern und weitere. Der Rat rief vergebens zur Ruhe, die Zünfte wollten und forderten den Ausmarsch gegen Blochmont. Schliesslich liess auch der Rat am Abend das Banner aushängen. Gegen drei Uhr früh zogen die Basler aus um die Burg Blochmont zu belagern.

Um zu verhandeln und allenfalls Hermann von Eptingen zur Aufgabe zu bewegen, sei am zweiten Tag der Belagerung Rudolf von Ramstein (gestorben 1459) bei den Baslern erschienen. Diese waren einer gütlichen Lösung offenbar nicht geneigt. Sie seien gekommen um sich Leib und Gut des Eptingers zu holen. Auch von den breisacher Verhandlungen kamen Boten die nichts auszurichten vermochten. Die Belagerer untergruben die Burgmauern um sie zum Einsturz zu bringen.

Blochmont ergibt sich

Hermann von Eptingen erkannte seine aussichtslose Lage. Auch wusste er dass er und seine Burgbesatzung Gefahr liefen umgebracht zu werden wenn die Burg erst einmal gefallen war, so wie dies damals häufig üblich war. Unter der Bedingung dass sein Leben geschont würde ergab er sich am dritten Tag der Belagerung den Baslern. Diese forderten jedoch mehrheitlich seinen Tod, so dass es nur mühsam einigen Besonneneren gelang ihn und seine Männer zu retten.

Vor ihrem Auszug nach Blochmont hatten die Basler Bern und Solothurn um Hilfe gebeten. Ein solothurner Kontingent war im Anmarsch, traf dann aber erst kurz nach der Kapitulation ein. Die Basler hatten bereits beschlossen den Eptinger und seine Leute leben zu lassen und es den Sechsern des Rats in Basel zu überlassen ein Urteil zu fällen. Wären die Solothurner etwas früher gekommen, hätte sich sehr wahrscheinlich eine sofortige Hinrichtung durchgesetzt.

Ihren Zorn liessen die Basler jedoch an der Burg Blochmont aus, die sie in Brand setzten und zerstörten. Hermann von Eptingen habe angeblich mit Tränen in den Augen zugesehen und sich gewünscht nie geboren worden zu sein um solches Leid sehen zu müssen. Immerhin wurde sein Leben und das seiner Männer geschont. Anstatt sie hinzurichten, habe man sie in einem demütigenden Zug nach Basel geführt wo sie in "zwo kefi" in den Kerkern des Spalenturms eingesperrt wurden.

Der erniedrigte Eptinger

Die Demütigung bestand darin dass voran der Schlosshund "Delphin" an der Leine geführt wurde. Dazu ist zu bemerken dass Delphin zusammen mit dem anderen Schlosshund "Schwob" namentlich auf einem Fehdebrief der Besatzung von Blochmont aufgeführt worden ist, um die Basler zu ärgern. Dass nun der ehemals stolze Burgherr Hermann von Eptingen gefesselt hinter dem einem Schlosshund nach Basel ziehen musste, war eine weitere Erniedrigung für den Adligen.

Flankiert von Bewaffneten traten so Hund und Herr den Marsch nach Basel an. Hinter ihnen folgten, an ein langes Seil gefesselt, zwei weitere Edelleute und der Rest der Burgbesatzung. Im Spalenturm in Basel erwarteten die Gefangenen bangend das Urteil der Sechser, das sie noch immer das Leben kosten konnte. Indes kam acht Tage nach dem Fall Blochmonts mit der Breisacher Richtung ein Friedensschluss zustande, wodurch der Eptinger und seine Leute freikamen.

Von der Burg blieben nur einige Mauerstücke übrig, der alte Sitz dieses Zweigs der Eptinger wurde nie wieder aufgebaut. Diese Waffentat der Basler stand Pate bei der Wahl des Strassennamens. Übrigens war bis 1893 die heutige Pestalozzistrasse die erste Blochmontstrasse. Danach taufte man die damalige Thomas-Platter-Strasse in Blochmontstrasse um, bis sie durch den Ausbau des Frauenspitals 1923 verschwand und 1929 die heutige Blochmontstrasse erschien.




Beitrag erstellt 11.12.07

Quellen:

André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, Christoph Merian Verlag, Basel, 1999, ISBN 3-85616-104-X, Seite 108

Paul Siegfried, Basels Strassenamen, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1921, Seite 67

Gustav Steiner, Basels Weg zur Stadtfreiheit und zur eidgenössischen Gemeinschaft - Hundert Jahre Basler Zunftgeschichte, 123. Neujahrsblatt der GGG, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1945, Seiten 122 bis 124

Rudolf Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Band 1, Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1907, Seite 596 bis 598

Werner Meyer, Die Löwenburg im Berner Jura, Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft, Band 113, herausgegeben von Edgar Bonjour und Werner Kaegi, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Basel und Stuttgart, 1968, Seite 6 und 58

engel

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