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Gründer und Anfänge der Bank Sarasin in Basel



Frau H. / 07. Januar 2012:

Was können Sie mir zur Entstehung der Bank Sarasin und zu ihren Gründern sagen?

Antwort von altbasel.ch:

Gegründet wurde das Unternehmen am 20. Februar des Jahres 1841 als Basler Handelsunternehmen durch Johannes Riggenbach-Huber (1790-1859). Erfahrungen hatte er von 1816 bis 1840 beim Bankhaus Felix Battier und Ehinger gesammelt. Das Firmenregister weist dieses 1785 entstandene Unternehmen mit Sitz im Haus zum Raben an der Aeschenvorstadt 15 als "Banquiers, Kommissions-, Speditions- und Spekulationshandlungen" aus. Dort hatte sich Riggenbach vom Lehrling bis zum Teilhaber emporarbeitet.

Sein Vater Johannes Riggenbach-Bürgin (1749-1826) arbeitete über ein halbes Jahrhundert in der Bandfabrik Johann de Bary & Bischoff an der Augustinergasse. Mit der Gründung eines eigenen Handelshauses sollte seinem Sohn der Aufstieg aus den relativ einfachen Verhältnissen gelingen. Friedrich Riggenbach-Stehlin (1821-1904), Sohn des Firmengründers, absolvierte eine kaufmännische Lehre im väterlichen Unternehmen in Basel und bekam dann 1842/44 im Pariser Bankhaus Felix Vernes den Feinschliff.

Nach diesen Lehrjahren in Frankreich trat Friedrich formell in die Firma seines Vaters ein, die er nach dessen Tod 1859 weiterführte. Die Februarrevolution 1848 in Paris brachte den jungen Banquier Riggenbach auf das internationale Parkett. Der Aufstand brachte nicht nur das Ende der uralten französischen Monarchie, sondern auch erhebliche Unruhe in die vielfältig mit Paris verflochtene Basler Geschäftswelt. Um die finanziellen Verluste in Grenzen zu halten, wurde Riggenbach entsandt.

Mit Geld wohlversehen, und einem Mandat von sechzehn Firmen aus Basel und vier aus dem Elsass, weilte und wirkte Riggenbach in Paris, bis er zur Zeit des blutig niedergeschlagenen Juniaufstands 1848 zurückkehrte. Seine Reise nach Paris trat der Banquier übrigens an nachdem er quasi direkt aus der Haft entlassen worden war. Anfangs November 1847 hatte er sich zusammen mit vier weiteren Basler Offizieren dem Befehl widersetzt in eidgenössisische Dienste für den Feldzug gegen den Sonderbund zu treten.

Riggenbach empfand den Krieg der Eidgenossenschaft gegen die Kantone des Sonderbunds als ungerecht. Als Unterlieutenant der Infanterie verweigerte er hierzu den Wehrdienst, was ihm Degradierung und drei Monate Haft einbrachte. Friedrich Riggenbach wirkte bis zu seinem Rückzug ins Privatleben 1893 an der Spitze der Bank. Der Börsespekulation hatte er stets misstraut, und meinte "Wir wollen nicht am grünen Tisch sitzen", womit er die Börse mit den grünen Casinotischen der Spielbanken verglich.

Als sich Riggenbach in seinen Lebensabend auf der Bechburg in Solothurn zurückzog, trat mit Alfred Sarasin-Iselin (1865-1953) ein neuer Name im Unternehmen auf. Eingestiegen war er als Teilhaber. Zusammen mit dem Partner Arthur Streichenberg-Mylius (1860-1936) übernahm er am 1. Januar 1900 definitiv das Bankhaus welches fortan als A.Sarasin & Cie seinen Namen tragen sollte. 1912 war Sarasin eine der treibenden Kräfte bei der Gründung der Schweizerischen Bankiervereinigung.

Sarasin stand 1917/27 der Vereinigung vor, um danach bis ins Jahr 1935 als Präsident des Bankenrats der Schweizerischen Nationalbank zu wirken. Sein Einfluss reichte weit über den Bankenplatz Basel hinaus. In der Heimatstadt engagierte er sich im Kreis um Rudolf Gelpke (1873-1940) für die anfangs belächelte Schiffahrt am Oberrhein, und sass ab 1906 im Vorstand eines Vereins zu deren Förderung. Als Mitglied der Liberalen war Sarasin zwischen 1896 und 1908 Basler Grossrat.

Das Baumsignet der Bank Sarasin stammt vom Namen eines Hauses. Es wurde 1422 nach einem Besitzer "zer Eich" genannt und erscheint 1579 als "zum Eichboum". Mit einem Nachbarhaus wurde es 1901/02 abgerissen um Platz für einen Neubau zu machen. Diese Liegenschaft zum Eichbaum an der Freien Strasse 107 von Emanuel La Roche (1863-1922) und Adolf Benedikt Stähelin (1860-1928) wurde 1902 der neue Sitz der Bank Sarasin. Zuvor war dies seit 1854 der benachbarte Kettenhof.




Beitrag erstellt 10.01.12 / Flüchtigkeitsfehler korrigert 03.03.12

Quellen:

Irene Amstutz / Sabine Strebel, Seidenbande - die Geschichte der Familie De Bary und die Basler Seidenbandproduktion von 1600 bis 2000, Verlag hier + jetzt, Baden, 2002, ISBN 3-906419-35-5, Seite 23

Anne Nagel, Beitrag "Freie Strasse 107 (ehem. 107/109, alte Nr. 1070/1069) - Zum Eichbaum", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 7, (Altstadt Grossbasel I), 2006, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 2006, ISBN 3-906131-84-X, Seiten 440 und 441

Gertrud Oeri-Sarasin, "Alfred Sarasin-Iselin", publiziert im Basler Jahrbuch 1955, herausgegeben von Gustav Steiner und Andreas Staehelin, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1954, Seiten 27 bis 38

Emanuel Probst, "Friedrich Riggenbach-Stehlin", publiziert im Basler Jahrbuch 1905, herausgegeben von Albert Burckhardt, Rudolf Wackernagel und Albert Gessler, Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1904, Seiten 1 bis 46

Diverse Autoren, Ein Segel in der Tasche - ein Pflückwerk aus dem Geschäfts- und Familienleben der Sarasin, herausgegeben von der Bank Sarasin & Cie, Frobenius AG, Basel, 1991, Seiten 4, 11, 24, 47

engel

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