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Buchbinder Augustin Scholer


Frau S. / 29.Oktober 2007:

"Die Erinnerung an Basel", im Volksmund besser bekannt als "Z'Basel an mim Rhi" ,von Johann Peter Hebel, hat eine fast unbekannte fünfte Strophe:

Eis isch nümme do;
wo isch's ane cho?
's Scholers Nase, weie weh,
git der Bruck kei Schatte meh.
Wo bisch ane cho?

Mein Vater besass einen Kupferstich von Franz Feyerabend, auf dem der Buchbinder Scholer abgebildet war. Er erzählte uns auch, dass dieser Buchbinder im Haus des heutigen Restaurant Spillmann wohnte, ein stadtbekanntes Original war, und - eben - eine riesige Nase hatte.

Lieber Briefkastenonkel, weisst du mehr über diesen Mann? Wer er war, woher er stammte, wie er lebte usw. Wie kam ein "Scholer" in jener Zeit (der Name stammt aus dem oberen Baselbiet) in die Stadt Basel? Und hatte er Nachkommen?



Antwort von altbasel.ch:

Das Geschlecht erscheint in Basel bereits zu Beginn des 15.Jh. 1465 wird zum Beispiel der Ziegler Heinrich Scholer, der damals Basler Rats- und Gerichtssherr war, erwähnt. Von Vertretern des Geschlechts die aus dem Baselbiet zuzogen wird im 17.Jh berichtet. Da erscheint 1653 der Windenmacher Johann Scholer von Diegten, während der 1665 erwähnte Seiler Jakob Scholer von Zunzgen stammte, wo das Geschlecht bereits 1450 auftaucht.

Augustin Scholer wurde am 24.Februar 1715 zu St.Martin als Sohn des Emanuel Scholer und der Anna Catharina Scholer, geborene Saxer, getauft. Seine Eltern wurden am 8.September 1710 im Münster getraut. Nach dem Tod seines Vaters lebte seine Mutter Anna Catharina als Witwe bis auch sie im Mai 1755 starb. Augustin hatte zwei ältere Geschwister, nämlich den im Februar 1711 geborenen Emanuel und den im Februar 1713 geborenen Hieronymus.

martinskirche

St.Martin auf dem Stadtmodell im Klingentalmuseum, wie es im 17.Jh ausgesehen hat. Hier wurde Augustin Scholer 1715 getauft und hier hat er nebst seinen beiden Ehefrauen seine letzte Ruhestätte gefunden.

Mit der 1718 geborenen Anna Katharina und dem 1720 geborenen Hans Jakob hatte Augustin auch zwei jüngere Geschwister. Nicht alle überlebten die Kinderjahre, aber Augustin gehörte dazu. Im Jahr 1737 wurde er als Buchbinder in die E.E. Zunft zu Safran aufgenommen. Er hatte offenbar Beziehungen ins nahe Badische, denn seine erste Gattin Catharina Juliana Kolb heiratete Augustin am 22.Januar 1742 in der Kirche von Rötteln bei Lörrach.

Im Jahr 1745 wird er unter den Vorgesetzten der Zunft zu Safran erwähnt. Im selben Jahr nahm ihm der Tod seine Ehefrau Catharina Juliana. Sie wurde am 14.August 1745 zu St.Martin in Basel beigesetzt. In der Zunft bekleidete Augustin das Amt des Irtenmeisters und war somit zuständig für Speis und Trank auf der Zunftstube. Er war prominent wegen seiner grossen Nase. Fast vierzig Jahre blieb er der Zunft zu Safran treu.

Am 3.Juli 1758 heiratete Augustin Scholer zum zweiten Mal. Die 41 Jahre alte Margarethe Wasmer war selbst Witwe und das entsprechende Taufregister hält den delikaten Umstand fest, dass sie einen knappen Monat vor der Heirat zu St.Martin ein Kind taufen liess, dessen Vater Augustin war. Nebst der ausserehelichen Tochter Anna Catharina verzeichnet das Register keine weiteren Kinder aus der Ehe zwischen Augustin und Margarethe.

Im Jahr 1774 wurde Augustin Weinschenk. Er trat seiner neuen Tätigkeit wegen in die E.E. Zunft zu Weinleuten ein. Allerdings wurde er zwei Jahre später wiederum zu Safran zünftig. Ob er nun doppelzünftig war oder den Beruf erneut gewechselt hatte ist unklar. Augustin Scholer starb mit 79 Jahren und wurde am 13.Dezember 1794 zu St.Martin beigesetzt. Seine Gattin Margarethe überlebte ihn kein Jahr. Man trug sie am 28.November 1795 zu Grabe.

kollegium an rheinsprung

Das Kollegium der alten Universität am Rheinsprung. Hier hatte Emanuel Scholer seine Amtswohnung als Pedell der Universtität.

Ein Scholer in Basel war damals wie bereits angesprochen nicht selten. Am Rheinsprung lebte Emanuel Scholer, Pedell der Universität, der seinem Amt gemäss im Kollegium wohnte. Er hatte ab 1820 unter anderem die Aufgabe unter der Woche von elf bis zwölf Uhr die Kunstsammlung im Haus zur Mücke für Besucher zu öffnen. Pendell Emanuel Scholer (1775-1852) war bekannt als misstrauischer Zerberus der streng über die Kunstsammlung wachte.

Mit dem Künstler Hieronymus Hess, die ihn auch zeichnerisch verewigte, verband ihn eine tiefsitzende Feindschaft. Emanuel hatte einen Bruder der zusammen mit Gattin und Mutter an der Weissen Gasse wohnte und als "der hinkende Scholer" stadtbekannt war. Als Trunkebold schreckte er beim Streit oft die ganze Nachbarschaft auf. Der hinkende Scholer habe sich ferner durch eine ausgeprägte Scheu vor schwerer Arbeit ausgezeichnet.

Ein wenig Geld verdiente er gelegentlich als Ausrufer. Mit einem kleinen Posthorn stand er an Ecken und rief nicht nur aus was ihm aufgetragen sondern auch sonst allerlei, meist Wirres, zur Unterhaltung des Publikums. Während der französischen Besatzung Basels ab 1798 hinkte Scholer den Patrouillen voran und blies die Retraite, wobei er einmal stark betrunken beim Gerberbrunnen stolperte und liegen blieb.




Literatur:

Eugen A.Meier, Aus dem alten Basel, 1970, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-0533-9, Seite 145

Basler Bürgerbuch, 1819, Schweighauser'sch Buchhandlung, Seite 295

Basler Taufregister 1701-1800, S, einsehbar im Staatsarchiv Basel-Stadt

Historisches Basler Grundbuch, Heuberg 34 (alte Nr.432), einsehbar im Staatsarchiv Basel-Stadt

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