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fragen zum alten basel
Asymmetrie an der Barfüsserkirche



Frau B. / 22. Juli 2014:

Warum ist die Barfüsserkirche nicht symmetrisch ?

Antwort von altbasel.ch:

Die an der Westfassade sichtbare architektonische Disharmonie hat damit zu tun, dass der heute als Museum genützte Kirchenbau ein Nachfolger eines älteren Gotteshauses ist. Die erste Kirche der Franziskaner (Barfüsser) wurde um 1250/56 errichtet. Sie war ein wenig kleiner als die heutige und stand etwas weiter südlich. Kirche und Kloster brannten bei einem Feuer am 23. August 1298 nieder.

plan barfuesserplatz hochmittelalter

Schematische Darstellung des heutigen Platzes mit Situation des Hochmittelalters. Unten hellblau der Birsig. Blauer Kirchengrundriss (1) = zweite Barfüsserkirche, roter Grundriss (2) = erste Kirche vor 1298 (weisse Konturen = Bauten aus der Zeit vor der Kirche)

Es gibt Hinweise darauf, dass bereits vor dem Brand ein Neubau der Kirche geplant war. Nach dem Brand erfolgte der Neubau naheliegenderweise sehr tiefgreifend, da ohnehin vieles neu errichtet werden musste. Die neue Kirche entstand leicht stadtwärts verschoben, unter Verwendung einzelner Partien der alten Kirche. Der Neubau musste auf einen wichtigen Punkt Rücksicht nehmen.

Durch den verschobenen Bau konnte ein stehengebliebener Teil der alten Kirche möglichst lange für Gottesdienste genutzt werden, während daneben die neue Kirche entstand. Der Einbezug alter Bauteile in den neuen Kirchenbau war heikel. Es macht hierzu den Anschein, dass die Bauleitung während des Neubaus ihre Pläne änderte, und das Mittelschiff schmaler anlegte als ursprünglich vorgesehen.

westfassade der barfuesserkirche mit unregelmaessigem giebel

Die asymmetrische Westfassade der Barfüsserkirche mit der Fensterachse und dem Giebellicht, die verschoben zum Dachfrist stehen.

Durch diese Planänderung liess sich die Nordfassade der alten Kirche für das Fundament des Neubaus nutzen. Die südliche Pfeilerreihe im Langhaus kam so genau auf der Nordmauer der alten Kirche zu stehen. Dieser Vorteil sparte Geld und Arbeit, brachte dafür aber Asymmetrie in das Gebäude. Bis heute prägt diese Unregelmässigkeit die Fassade zum Barfüsserplatz.


Beitrag erstellt 22.07.14

Quellen:

Casimir Hermann Baer, "Kirche und Kloster der Barfüsser", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Birkhäuser Verlag, Basel, 1941, Seiten 208 und 218

Dorothee Rippmann, Abschnitt "Teil 1 Barfüsserkirche", publiziert in Basel Barfüsserkirche, Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Band 13, Walter Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau, 1987, ISBN 3-530-04151-3, Seiten 24 (Plan Kirche 1) so wie 33 bis 35

engel

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