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Paul Koelner

1878 - 1960


Wer sich mit der Geschichte Basels befasst kommt über kurz oder lang auch mit dem Werk von Paul Koelner in Berührung. Die lange Reihe seiner Publikationen beginnt 1907 mit einem Aufsatz zum eigenen Grossvater, Rudolf Koelner genannt "der Saure". Ein Beitrag zu diesem Poeten und Kämpfer für die Unabhängigkeit des Baselbiets aus seiner Feder wurde damals im Basler Jahrbuch veröffentlicht.

Dieser familiengeschichtlich gefärbte Beitrag war zugleich der Beginn seiner Mitarbeit beim Basler Jahrbuch. Seine Ahnenreihe reichte indes weit über den "Sauren" zurück bis auf Georg Kölner, der 1595 als Glaubensflüchtling aus dem Stift Würzburg ins Basler Bürgerrecht aufgenommen wurde. Dieser heiratete Margaretha David, mit der er im Haus zum Narren am Barfüsserplatz lebte.

Geboren wurde Paul Rudolf Koelner am 31. Oktober 1878. Seine Kindheit war geprägt von der Erziehung durch die Mutter, da sein Vater 1881 starb. Während jener Zeit lebte er im Elternhaus an der heutigen Sperrstrasse. Dieses Quartier war damals am Anfang seiner Entwicklung und hatten noch vielfach ländliche Züge. Nach Koelners eigenen Worten führte sein Schulweg durch Wiesen und Kornfelder.

Dieser Schulweg führte Paul ab 1884 zum neu eröffneten Bläsischulhaus. Deutsch zählte zu seinen Lieblingsfächern, und auch der Geschichsunterricht lag ihm. Die obere Realschule krönte er mit dem Abschluss der Matur als Primus, was ihm den Weg zum Studium ebnete. Koelner wollte Lehrer werden, hatte aber zuvor eine anspruchsvolle Ausbildung und das Studium zu absolvieren.

Das Auslandsemester führte Paul Koelner nach Paris an die Sorbonne und das Collège de France. Der Aufenthalt in der Stadt der Lichter beeindruckte ihn sehr. Er wurde dort auch Zeuge der heftigen Kontroverse um den fälschlich des Landesverrats beschuldigten französischen Offiziers Alfred Dreyfus. Zurück in Basel bestand er 1901 die Lehrerprüfung für die Mittelschule.

Lehrer und Autor

Er begann seine Laufbahn als Lehrer an der Knabensekundarschule. In über drei Jahrzehnten unterrichtete er unzählige Schüler. Über das Klassenzimmer hinaus wirkte er aber auch bei der Basler Jugend pädagogisch. Als Autor zahlreicher Publikationen zur Basler Geschichte sollte er unvergessen bleiben. Viele ältere Semester entdeckten die Vergangenheit der Heimatstadt über ein spezielles Buch.

Im Jahr 1929 erschien im Lehrmittelverlag des Erziehungsdepartements sein Heimatbuch "Anno Dazumals", mit dem Koelner es verstand ein breites Publikum anzusprechen. Pfarrer Walter Neidhart, der 1960 die Anprache auf Koelner Trauerfeier auf dem Hörnli hielt, erinnerte sich daran wie er als Gymnasiast das blau gebundene Buch geradezu verschlungen hätte, nachdem es ihm sein Vater heimgebracht habe.

Im Basler Lehrerseminar hätten auch oft Kandidaten dieses Werk zur Hand genommen um ihren Unterricht in Heimatkunde vorzubereiten. Seine Verbundenheit mit Basel zeigt sich in 182 verschiedenen Publikationen aus seiner Feder. Folgerichtig war bei seinen Neigungen 1903 der Beitritt zur E.E. Zunft zu Safran. Sie sollte ihm eine 1935 erschienene umfassende Zunftgeschichte verdanken.

Neben seinem Amt als Lehrer widmete Paul Koelner sich dem Studium der Vergangenheit Basels. Besonders nach seiner Pensionierung 1935. Oft traf man ihn im Staatsarchiv an der Martinsgasse an. Legion ist die Zahl der Notizen die er sich dort zu historischen Fakten machte, um sie später verwenden zu können. Nicht nur die eigene Zunft profitierte von seiner Arbeit. Seine Feder schrieb auch für andere.

Im Dienste des Basler Zunftwesens

Diverse Basler Zünfte konnten im Laufe des Jahrzehnte Bücher zu ihrer Geschichte dank der Forschung Koelners Publizieren. 1942 kam im Verlag Birkhäuser mit seiner "Basler Zunftherrlichkeit" ein reich illustrierter Band zu den Basler Zünften heraus. Das letzte Zunftbuch zur Geschichte der E.E. Zunft zum Schlüssel erschien 1953 mit einem umfassenden Kapitel zu den Zunftangehörigen von 1357-1798.

Von 1929 bis 1944 bekleidete Koelner in der E.E. Zunft zu Safran das Amt des Statthalters. Später ehrte ihn seine Zunft mit der Ernennung zum Ehrensechser. Ihm verdankte die Zunft 1923 die Neubelebung der mittelalterlichen Bruderschaft die dem Heiligen Andreas gewidmet war, entsprechend dem ehemaligen Gotteshaus St.Andreas das sich bis Ende des 18.Jh auf dem Andreasplatz erhob.

Die E.E. Zunft zu Gerbern verlieht Koelner im Rahmen ihres Zunftjubiläums 1942 das Ehrenzunftrecht. Gewürdigt wurde seine Arbeit um die Basler Geschichte durch die Verleihung des Ehrendoktortitels der philosophischen Fakultät der Universität Basel 1932. Paul Koelners Hand war auch in der Basler Fasnacht zu spüren, da Fasnachts-Comité und Schnitzelbank-Comité auf seine Arbeit zählen konnten.

Seine 1913 erschienene Abhandlung zur Geschichte der Basler Fasnacht war lange Zeit die einzig nennenswerte Publikation auf diesem Feld. Das Forschen und Schreiben war nicht seine einzige Passion. Als Wanderer durchstreifte er den Jura und die Alpen, und als Jäger traf man ihn im Sundgau an, wo er lange Jahre Gast im Revier eines Freundes war, der ebenfalls dem Waidwerk fröhnte.

Die letzte Lebensphase in Basel

Gelebt hatte Koelner lange im Elternhaus seiner 1909 verstorbenen Mutter. Später lebte er zusammen mit seiner Gattin Emilie (geborene Jeger) und den Kindern Paul Richard und Emilie Leonore im ländlichen Bottmingen. Der Tod seiner Frau 1944 war ein harter Schlag. Er hielt später fest, dass ihm sein Heim in Bottmingen einsam geworden sei nach dem Verlust der Gattin.

Im Frühling 1946 kehrte Koelner nach fast vier Jahrzehnten auf dem Land zurück nach Basel. Im Gellert fand er ein neues Domizil und Hanny Bolliger eine Frau die sein weiteres Leben mit ihm teilte. Im Sommer konnte man ihn nahezu täglich beim Schwimmen im nahen Rhein sehen. 1950 wurde sein Schaffen durch eine schwere Operation unterbrochen. Koelner erholte sich gut vom schweren Eingriff.

Die Leser der Basler Nachrichten schätzten seine Artikel in der Sonntagsbeilage. 1953 erschien auch ein Beitrag zur Entstehung der chemischen Industrie Basels in der Neuen Zürcher Zeitung. Trotz des hohen Alter kam sein Tod am Abend des 22. Februars 1960 für Basel unerwartet. Den Tod überwand Paul Koelner dank seiner vielgeschätzen Publikationen, die sein Andenken bewahrten.




Weitere Basler Geister im Pantheon:

>> Mundartpoet Theobald Baerwart

>> Journalist und "Glopfgaischt" Robert B. Christ

>> Lokalhistoriker Eugen A. Meier

>> Denkmalpfleger "Dingedinge" Rudolf Riggenbach

>> Lokalhistoriker Gustaf Adolf Wanner



Beitrag erstellt 16.07.08

Quellen:

Hans Krattiger, Dr.h.c. Paul Rudolf Koelner zum Gedenken, Nachruf im Basler Stadtbuch 1961, Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1960, Seiten 167 bis 169

Sammelmäppchen mit biographischen Beiträgen zur Person, enthaltend:

"Einiges aus meinen Lebensumständen", Auszüge aus autobiographische Notizen von 1952

Radio-Nachruf im Studio Basel von Robert Balthasar Christ, gesendet am 24. Februar 1960

Bibliographie der Veröffentlichungen von Dr.h.c. Paul Koelner, Sonderdruck aus Band 57 der "Basler Zeitschrift" 1958

Ansprache von Dr. Georges Ott, Meister der E.E. Zunft zu Safran, gehalten am 25. Februar 1960 zur Trauerfeier auf dem Zentralfriedhof Hörnli

Ansprache von Pfarrer Walter Neidhart, gehalten am 25. Februar 1960 zur Trauerfeier auf dem Zentralfriedhof Hörnli

Mit bestem Dank an Dr.phil. Markus Bolliger-Rapp für die gewährte Einsicht in die biographischen Unterlagen zu Paul Koelner.

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