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Der Brunnen vor dem Rebhaus
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Riehentorstrasse 11/15lageplan rebhausbrunnen

Tramhaltestelle Wettsteinplatz / Bushaltestelle Wettsteinplatz


Erster Nachweis 1615

Die Ursprünge des Rebhausbrunnens sind unklar. Laufbrunnen wären in der Riehentorstrasse erst ab 1493 möglich. Ab diesem Jahr war die von Kleinbasel lange geforderte Wasserleitung in Betrieb. Ihr Wasser stammte von Quellen die beim Moosweiher in Riehen eigens dazu gefasst wurden. Teuchelröhren (Holzleitungen) führten über das Dorf Riehen und die Landstrasse entlang nach Kleinbasel zum Riehentor und in die Stadt.
[1] Konkrete Hinweise zu einem älteren Brunnen beim Rebhaus gibt es keine.

Als Quelle kann nur eine Stadtansicht von Matthäus Merian dem älteren (1593-1650) von 1615 dienen. Die Darstellung zeigt beim Rebhaus der gleichnamigen Kleinbasler Ehrengesellschaft einen Brunnen mit achteckigem Trog, so wie einen Brunnenstock den eine Skulptur krönte. Ab hier beginnen die Ungewissheiten. Sicher ist bis heute einzig, dass der aktuelle Brunnen 1863 entstand. Aus diesem Jahr stammt nämlich der längliche Trog der von Urs Bargetzi (1794-1865) in Solothurn geschaffen wurde.
[2]

der rebhausbrunnen heute

Der Brunnen vor dem Rebhaus an der Riehentorstrasse mit dem Trog von Urs Bargetzi von 1863 und dem kauernden Steinlöwen den Ludwig Stocker im Jahr 1971 geschaffen hat, und der kleiner als sein Vorgänger ist.

Diverse Basler Brunnentröge des 19. Jahrhunderts kamen aus der Werkstatt von Bargetzis Familienunternehmen. Mit der nachweisbaren Herkunft dieses Trogs endet die bescheidene Liste feststehender Fakten. Vom Brunnenstock wird angenommen, dass seine Säule im Stil der Spätrenaissance vom sogenannten Gremperbrunnen stammt, der bis 1855 vor dem Haus Greifengasse 4 stand.
[3] Tatsächlich belegt das Historische Grundbuch von Basel an diesem Ort bereits für das Jahr 1510 einen Brunnen.

Stock vom Gremperbrunnen an der Greifengasse?

Dieser Gremperbrunnen wurde im 16. Jahrhundert mit einem prachtvollen Renaissancestock versehen. Eine Darstellung von Constantin Guise (1811-1858) zeigt für das Jahr 1848 den Brunnen mit rechteckigem Trog und einem Stock der jenem vor dem Rebhaus frappant ähnlich sieht. Allerdings zeigt eine andere Darstellung aus dem 18. Jahrhundert einen Brunnenstock vor dem Rebhaus, der nahezu gleich aussah wie jener an der Greifengasse. Die Frage stellt sich, ob es zwei vergleichbare Stöcke gab.

Neuere Erkenntnisse schliessen dies nicht aus. Eventuell schuf der aus Rheinfelden stammende Basler Steinmetz Veltin Gessler im 16. Jahrhundert den Brunnenstock vor dem Rebhaus. Von ihm ist belegt, dass er 1546 und 1565 zwei Brunnenaufträge in Kleinbasel ausführte. Letztere betraf ausdrücklich einen "bronnen by dem rebhus uber ryn".
[4] Ein Stock aus der Renaissancezeit vor dem Rebhaus ist also belegbar. Konkretere Beweise zur Herkunft des Brunnenstocks liegen aber bisher nicht vor.

Ein Originalstock aus dem 16. Jahrhundert könnte damit ebenso wahrscheinlich sein, wie der Umzug eines ähnlichen Stockes von der Greifengasse im 19. Jahrhundert. Drei der vier Figuren in den Nischen des polygonen Stocks haben ihre Vorbilder in Darstellungen die der Kunsthandwerker Peter Flötner (ca 1490-1546) schuf. Eine Serie in Blei gegossener Plaketten zeigt dabei die neun griechischen Musen des Hesiod.
[5] Drei der Schutzgöttinnen sieht man am kunstvollen Brunnenstock vor dem Rebhaus.

Griechische Musen und steinerne Löwen

Im Einzelnen sind dies Erato, Euterpe und Terpsichore.
[6] Erato hat hier eine Geige und symbolisiert nach griechischer Mythologie die Liebesdichtung. Sie wird üblicherweise mit Leier abgebildet wird. Hier hätte diese Symbolik irritiert, da die ebenfalls vertretene Terpsichore das selbe Attribut trägt. Terpsichore versinnbildlicht ihrerseits die Kunst des Tanzes. Mit ihrer Schalmei steht Euterpe wiederum für die Kunst des Flötenspiels, was auch für die Instrumentalmusik allgemein gedeutet wird.

Die vierte weibliche Figur mit Trommel und Flöte kommen zwar wie eine Muse daher, wurde aber bisher nicht konkret gedeutet. Auf dem von vier kauernden Faunen geschmückten Kapitell sitzt als Wappenhalter ein steinerner Löwe der eine bewegte Geschichte hat. Der gesamte Brunnenstock wurde im Jahr 1883 kopiert. Die Reproduktion aus Sandstein stammt vom Strassburger Bildhauer Eugen Dock (1827-1890) während das Original der Säule sich heute im Historischen Museum Basel befindet.

Eine zwischen 1883 und 1892 entstandene Aufnahme des Rebhausbrunnens zeigt einen schlanken aufrechten Löwen und ein kunstvolles Wappen mit dem Rebmesser als Symbol der Kleinbasler Ehrengesellschaft zum Rebhaus, vor deren Gesellschaftshaus der Brunnen steht. Der neue Löwe von Dock wurde am 6. Juni 1884 auf den Stock gesetzt. Allerdings wurde er zerstört als im Jahr 1900 ein angeheiterter Nachtschwärmer auf den Brunnenstock kletterte. Der Bildhauer Jean Hym schuf eine weitere Kopie als Ersatz.

Der Löwe von Hym ging seinerseits 1968 zu Bruch, ebenfalls bei einer Kletteraktion.
[7] Der Bildhauer Ludwig Stocker (geboren 1932) gestaltete 1971 einen neuen Steinlöwen für den Rebhausbrunnen. Dieser heutige Löwe weicht von seinen beiden kopierten Vorgängern ab. Auf dem Brunnen, in dem die Akademische Verbindung Froburger jeweils spätabends ihre Studententaufen durchführt, sitzt nun ein kauernder Löwe, nach dem Vorbild desjenigen auf dem früheren Gremperbrunnen. [8]

Zusammenfassung

Es kann nicht sicher gesagt werden, wann der erste Brunnen vor dem Rebhaus an der Riehentorstrasse stand. Ein Laufbrunnen wäre aber erst ab 1493 möglich, weil es vorher die nötige Wasserleitung von Riehen her nicht gab. Der älteste Hinweis auf einen Rebhausbrunnen stammt von einem Stadtplan von 1615. Man erkennt darauf einen Brunnen mit Achtecktrog und einem Stock auf dem eine Skulptur steht. Der heutige Brunnen ist eine Kombination die 1863 mit einem neuen Trog entstand.

Der längliche Trog wurde von Urs Bargetzi in Solothurn hergestellt. Beim Brunnenstock gibt es verschiedene Ansichten zur Herkunft. Einerseits könnte er vom Gremperbrunnen stammen. Dieser stand bis 1855 an der Greifengasse und hatte einen sehr ähnlichen Stock. Es wäre denkbar, dass er nach Aufhebung des Brunnens für einen neuen Brunnen beim Rebhaus genutzt wurde. Aber es gibt Hinweise auf einen Brunnen von 1565 an dieser Stelle, und der Stock könnte von Veltin Gessler stammen.

Dieser Bildhauer war 1546/65 nachweisbar an der Gestaltung von zwei Kleinbasler Brunnen beteiligt. Es wäre also möglich, dass der Brunnenstock vor dem Rebhaus schon vor 1855 dort stand. Der reich geschmückte Renaissancestock zeigt in vier Nischen musizierende Gestalten. Drei von ihnen stellen die griechischen Musen Erato, Euterpe und Terpsichore dar. Der Brunnenstock wurde 1883 durch eine Kopie ersetzt. Der Löwe darauf musste nach Beschädigungen 1900 und 1968 ersetzt werden.


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Querverweis zum Thema:

>> Basel und seine Wasserversorgung



Beitrag erstellt 10.05.11 / Korrektur Quellen

Anmerkungen:

[1] A. Burger, Beitrag "Riehen-Brunnwerk", in Kapitel "4. Wasserversorgung von Kleinbasel", publiziert in Brunnengeschichte der Stadt Basel, Basel, 1970, Seite 40

[2] T. Lutz, Beitrag "Riehentorstrasse", Abschnitt "vom Brückenkopf zum Riehentor", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 6 (Altstadt Kleinbasel), Bern, 2004, Seite 176 Spalte 2

[3] A. Burger, Beitrag "Historische Brunnstätte Nr.21: Brückenkopf Kleinbasel", in Kapitel "4. Wasserversorgung von Kleinbasel", publiziert in Brunnengeschichte der Stadt Basel, Basel, 1970, Seite 36

[4] T. Lutz, Beitrag "Riehentorstrasse", Abschnitt "vom Brückenkopf zum Riehentor", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 6 (Altstadt Kleinbasel), Bern, 2004, Seite 178 Spalte 1

[5] T. Lutz, Beitrag "Riehentorstrasse", Abschnitt "vom Brückenkopf zum Riehentor", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 6 (Altstadt Kleinbasel), Bern, 2004, Seite 179 Spalte 1

[6] A. Burger, Kapitel "6. Brunnen des 16. und 17. Jahrhunderts", publiziert in Brunnengeschichte der Stadt Basel, Basel, 1970, Seite 64

[7] E.A. Meier, Beitrag "Der Rebhausbrunnen an der Riehentorstrasse", publiziert in Basel Einst und Jetzt, Basel, 1995, Seite 297

[8] T. Lutz, Beitrag "Riehentorstrasse", Abschnitt "vom Brückenkopf zum Riehentor", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 6 (Altstadt Kleinbasel), Bern, 2004, Seite 179 Spalte 1


Quellen:

Arthur Burger, Brunnengeschichte der Stadt Basel, herausgegeben vom Verkehrsverein Basel, Basel, 1970, Seiten 36, 40 und 64

Thomas Lutz, Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 6, (Altstadt Kleinbasel), herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 2004, IISBN 3-906131-78-5, Seiten 176 bis 179

Eugen Anton Meier, Basel Einst und Jetzt, Buchverlag Basler Zeitung, Basel, 1995 (3. Auflage), ISBN 3-85815-266-3, Seite 297

engel

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